Süddeutsche Zeitung

Hitzewelle:40,3 Grad

Lesezeit: 2 min

Der Hitzerekord ist am Wochenende gefallen, die neue Top-Marke in der Geschichte der Wetter-Aufzeichnung gab es in Bayern. Die Bilanz: Zahlreiche Tote bei Badenunfällen und Gewitter mit Zugausfällen.

Er ist geknackt, der Temperatur-Rekord in Deutschland. Die Hitzewelle am Wochenende hat eine neue Höchstmarke beschert: Im bayerischen Kitzingen wurden am Sonntag 40,3 Grad gemessen, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes am Sonntagabend sagte und damit einen Bericht der Stuttgarter Nachrichten bestätigte. Es ist die höchste jemals gemessene Temperatur seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen 1881. Die bisherige Top-Marke beträgt 40,2 Grad. Am heißesten war es am Samstag im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim mit 39,2 Grad, eigentlich war man zunächst von einem Verfehlen des Rekords ausgegangen. Die Hitze brach am Wochenende über Deutschland herein, namentlich Hoch "Annelie", und natürlich wurde überall das in solchen Fällen Unvermeidliche fotografiert: überfüllte Schwimmbecken, in denen die Menschen die Suche nach dem letzten Quadratzentimeter Blau zum Sport erklärt haben; lange Schlangen vor Strand- und Freibädern; Asphalt, der sich in der Sonne wölbt. Auf die Hitze folgten in einigen Regionen Unwetter. Zwei Menschen wurden am Sonntag durch Blitze verletzt. Bäume stürzten auf Autos, Starkregen flutete Keller und Straßen. Starke Gewitter haben am Sonntagabend im Norden, vor allem in Niedersachsen, zahlreiche Feuerwehreinsätze bedingt. Wegen umgestürzter Bäume mussten die Bahnstrecken zwischen Berlin und Hannover sowie zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Hannover gesperrt werden. Durch ein Unwetter hätten die Äste die Oberleitungen beschädigt und die Schienen blockiert, teilte die Bahn mit. Aus Sicherheitsgründen wurden die Fernzüge in den Bahnhöfen zurückgehalten. Es kam zu Zugverspätungen, Passagiere saßen auf den Bahnhöfen fest. Zu leiden hatten auch die Teilnehmer beim Deutschen Chorfestival in Trier: Wegen Verdachts auf Hitzekollaps wurden mindestens sechs Teilnehmer ins Krankenhaus gebracht. Auch anderswo gab es Zwischenfälle, darunter auch ernsthafte. Mehrere Menschen kollabierten bei Erntearbeiten auf dem Feld, mindestens zwölf Menschen starben beim Baden, weitere wurden am Sonntag vermisst. Unter den Badetoten waren Kinder: In Bayern ertrank ein Vierjähriger in einem Baggersee, am Rheinufer kam ein Sechsjähriger beim Spielen ums Leben, nachdem er von der Strömung erfasst worden war, in einem Freibad in Siegen ertrank ein Jugendlicher. Badetote meldeten auch Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg und Brandenburg.

Die Polizei bekam Notrufe, weil Eltern ihre Kinder beim Einkauf in geparkten Autos zurückgelassen hatten. In Berlin musste am Wochenende die Kuppel des Reichstagsgebäudes gesperrt werden - einige Menschen hatten zuvor bei 44 Grad Innentemperatur dort Kreislaufprobleme bekommen. Ein Hitze-Brand löste außerdem einen stundenlangen Komplettausfall der Sendungen des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte aus. An diesem Montag soll jetzt eine Kaltfront für etwas Abkühlung sorgen, bevor am Dienstag die Temperaturen wieder auf mehr als 30 Grad klettern.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2551397
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.07.2015 / SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.