Hitze in China:"Es ist einfach heiß! Wie in einem Dampfgarer!"

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Sommer in China: Auf dem Asphalt kann man Eier braten (Foto: dpa)

Menschen braten sich Garnelen in Pfannen direkt auf der Straße, aus in Läden gelagerten Eiern schlüpfen plötzlich Küken: In China herrschen seit Tagen Temperaturen von mehr als 40 Grad. Das Land ist im Ausnahmezustand.

Die Pfanne liegt auf einer Gullyplatte. Darin brutzeln ein Spiegelei und vier Garnelen, die ein Junge mit einem Essstäbchen wendet. Unbeeindruckt ist er auf dem Asphalt in die Hocke gegangen, als sei es ganz normal, mitten in Jinan, Hauptstadt der Provinz Shandong, ein Ei zu braten. Ohne Herd, ohne Strom. Doch das Bild zeigt: In China ist in diesen Tagen nichts mehr normal. Es ist heiß, in Teilen des Landes so heiß wie seit 140 Jahren nicht mehr.

Vor allem im Süden und Osten des Landes haben die Menschen mit der Hitze zu kämpfen. Hier haben die Temperaturen die 40-Grad-Marke überschritten. Chinas Wetterbehörde (CMA) verhängte zum ersten Mal seit Einführung des Warnsystems 2009 die höchste Gefahrenabwehrstufe über sieben Provinzen sowie die beiden Metropolen Chongqing und Shanghai. Die Bewohner wurden vor Hitzschlag und Brandgefahr gewarnt. Sie sollten möglichst ihre Häuser nicht verlassen.

"Es ist so heiß, dass ich kaum atmen kann"

Dutzende Menschen starben, nachdem sie einen Hitzschlag erlitten hatten - davon allein zehn in Shanghai. Hier wurde eine Rekordtemperatur von 40,6 Grad gemessen. Temperaturen unter 35 Grad haben die Einwohner der Hafenstadt seit 28 Tagen nicht mehr erlebt. Und eine Abkühlung ist nicht in Sicht: Noch bis Mitte August wird die Hitzewelle in China voraussichtlich anhalten.

Gefährlich sind die Temperaturen auch für die Bewohner der Provinz Guizhou. Hier leiden etwa zwei Millionen Menschen unter Trinkwassermangel. Millionen Bauern müssen zudem um ihre Ernte fürchten, die schwere Schäden davongetragen hat.

"Es ist einfach heiß! Wie in einem Dampfgarer", sagt die 17-jährige Studentin Xu Sichen einem Korrespondentenbericht aus Shanghai zufolge. Ihr Mobiltelefon habe sich in eine "Granate" verwandelt, ergänzt die 17-jährige Chinesin He Jiali. "Ich habe Angst, dass es explodiert, während ich es benutze." "Es ist so heiß, dass ich kaum atmen kann", sagt auch Wu Guiyun, ein 50-jähriger Lebensmittellieferant.

"Das ist die Zukunft. Gewöhnt euch dran"

Auf 60 Grad hat sich der Straßenasphalt vielerorts erhitzt. Zahlreiche Menschen tun es dem Jungen aus Jinan gleich und braten Krabben, Eier, Rindfleisch und Speck, indem sie ihre Pfannen ganz einfach auf den Boden oder auf Metallgeländern braten. Chinesische Fernsehmedien berichten, in der Küstenstadt Ningbo seien wegen der Hitze Glasscheiben zersplittert und Fahrzeuge plötzlich in Flammen aufgegangen. Auch eine Reklametafel am Rand der Autobahn fing auf einmal Feuer, woraufhin dichter Rauch aufstieg. Ein Kurzschluss könnte den Brand verursacht haben.

"Das ist die Zukunft. Gewöhnt euch dran", erklärt Andrew Dressler von der Texas A&M University. "Man hört die Leute oft sagen: 'Ach, wir werden uns schon an das veränderte Klima anpassen.' Es stellt sich heraus, dass das viel schwieriger ist als es klingt, wie die Menschen in China gerade herausfinden." Auch Verkehr, Betonbauten, Abwärme von Klimageräten und Industriebetriebe in den Städten seien schuld an den mitunter unerträglichen Temperaturen, sagt Forscher Zheng Yan vom Institut für Stadt- und Umweltstudien der Akademie der Sozialwissenschaften in Peking. "Klimawandel und menschliche Aktivitäten tragen gemeinsam zu der Hitzewelle bei."

Küken schlüpfen aus in einem Laden in der Provinz Hunan gelagerten Eiern (Foto: AFP)

Doch die Hitze bringt auch Überraschungen: Als eine Hausfrau in der Provinz Hunan eine Packung Eier kaufen wollte, fand sie darin Küken, die sich gerade aus den aufgebrochenen Eierschalen herauspickten.

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