Historisches Dokument:Schindlers Liste steht für 2,4 Millionen Dollar zum Verkauf

Original of Schindler's List displayed in Yad Vashem in Jerusalem

Schindlers Liste: Sieben Exemplare des historischen Dokuments gibt es noch, eines davon wird jetzt für 2,4 Millionen Dollar verkauft.

(Foto: dpa)
  • Ein Exemplar von Schindlers Liste steht zum Verkauf.
  • Der Preis beträgt 2,4 Millionen Dollar.
  • Weltweit sollen noch sechs weitere Listen existieren.

Eines der bekanntesten Schriftstücke des Zweiten Weltkriegs könnte bald den Besitzer wechseln. Ein auf historische Dokumente spezialisiertes Auktionshaus aus den USA bietet ein Exemplar von Schindlers Liste zum Verkauf an - und rechnet mit einem stattlichen Erlös von 2,4 Millionen Dollar, also etwa 2,27 Millionen Euro.

Nach Angaben der Website des Händlers "Moments in Times" ist es das einzige von insgesamt sieben existierenden Exemplaren, das sich gerade in privatem Besitz befindet und zu kaufen ist. Zwei Listen befinden sich in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem, eine dritte liegt im Washingtoner Holocaust-Museum und ein weiteres Exemplar im Bundesarchiv in Koblenz.

Dem britischen Guardian sagte Gary Zimet, Chef des Auktionshauses, dass es sich bei dem ihm vorliegenden Stück um eine frühe Kopie der Originalliste handle, die Oskar Schindler den Nazis aushändigte. Zimet zufolge gehörte das Exemplar einst dem Neffen von Itzhak Stern, Schindlers Buchhalter, der die Liste 1945 abtippte.

"Ich war entgeistert, als ich die Liste das erste Mal in den Händen hielt", sagte Zimet dem Guardian. Der Händler rechnet damit, dass die Nachfrage nach dem Stück außergewöhnlich hoch sein wird. 2013 stand das Exemplar schon einmal zum Verkauf - damals war es für einen Startpreis von drei Millionen Dollar auf Ebay zu haben.

Oskar Schindler war vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Agent bei der deutschen Abwehr - dem Nachrichtendienst der Wehrmacht. Im Oktober 1939 übernahm er im polnischen Krakau günstig eine Emailwarenfabrik, von der er sich gute Geschäfte versprach. Die Fabrik betrieb er mit jüdischen Zwangsarbeitern. Schindler, selbst NSDAP-Mitglied, missfiel der grausame Umgang der Nazis mit den Juden allerdings so sehr, dass er den Entschluss fasste, seine jüdischen Arbeiter vor diesem Schicksal zu bewahren.

Zusammen mit Mietek Pemper, dem Stenografen von KZ-Kommandant Amon Göth, in dessen Lager auch Schindlers Arbeiter untergebracht waren, entwickelte Schindler den Plan, in seiner Fabrik statt Töpfen nun "siegentscheidende" Granaten zu fertigen. Deswegen bekam er die Genehmigung, seine Fabrik im Herbst 1944 samt angelernten jüdischen Arbeitern ins mährische Brünnlitz verlegen zu dürfen. Die SS-Verwaltung hatte ihm nur 1000 Arbeiter genehmigt, mit Einfallsreichtum schaffte es Schindler jedoch, 1200 Juden auf seine Liste zu setzen und sie damit vor der Deportation in ein Vernichtungslager zu bewahren.

Mieczysław (Mietek) Pemper, der selbst von Oskar Schindler gerettet wurde, sagte vor einigen Jahren im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, es habe nicht die eine, umfassende Liste gegeben. "Es gab einige, sich aufeinander beziehende Listen. An ihrer Erstellung wirkten einige Personen mit, auch ich. Letztlich hatte Schindler die Federführung."

Insgesamt gelang es Schindler und seinen Verbündeten, mehr als 1200 jüdische Männer und Frauen vor den Nazis zu retten. Auf dem jetzt zum Verkauf stehenden Exemplar der Liste finden sich 801 Namen von ihnen wieder.

Schindler lebte nach Kriegsende zunächst in Bayern und später in Argentinien, kehrte jedoch Ende der Fünfziger nach Deutschland zurück. 1962 wurde er von Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet. Nach eigenem Wunsch wurde er nach seinem Tod 1974 auf dem Zionsberg in Jerusalem beigesetzt.

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