Hip-Hop:Späßle gemacht

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50 Cent soll sieben Millionen Dollar zahlen. Geht nicht, sagt er - und legt mit Banknoten das Wort "bankrott". (Foto: Brendan McDermid/Reuters)

Privatinsolvenz? Was ist das? Rapper 50 Cent legt einfach mal das Wort "broke" (deutsch: bankrott) auf seinen Teppich - aus Geldscheinen. Die zuständige Richterin staunt.

Von Martin Zips

Der amerikanische Rapper 50 Cent hat nun mal wieder Fotos veröffentlicht, die mit seiner angeblichen Privatinsolvenz nur schwer in Einklang zu bringen sind. Der Mann war ja zur Zahlung von sieben Millionen Dollar an eine Frau verurteilt worden, von der er ein privates Sexvideo im Internet veröffentlicht hatte. Später erklärte er, dass er pleite sei und - blöd - nicht zahlen könne. Zugleich veröffentlichte der Musiker Bilder im Netz, die ihn neben sehr viel Bargeld zeigten. So legte er das Wort "broke" aus Banknoten auf einen Teppich - "bankrott". Rapper haben so ihren ganz eigenen Humor. Die Botschaft lautete jedenfalls: Ich pfeif' nicht nur auf euer Rechtssystem, sondern bin auch viel zu gerissen, als dass ihr mich um mein Erspartes bringen könntet. Inwiefern sein Spaß aufgeht, ist noch offen. Die zuständige Richterin hat die Fotos zum Anlass genommen, seine Einkünfte noch einmal genau prüfen zu lassen. Amerikanische Medien unterstellen 50 Cent immer noch ein Vermögen von 45 Millionen Dollar. Der Rapper versicherte dem Gericht nun schriftlich, dass zumindest das Geld auf seinen Bildern gar nicht echt gewesen sei. Ein Späßle halt.

Ach, die gezielte Provokation. Von Arnold Schönberg über Christoph Schlingensief bis hin zu Pipilotti Rist, Lars von Trier und Pussy Riot hat sie ja eine wunderbare Tradition. Und großartig ist sie vor allem dann, wenn sie gesellschaftliche Missstände mutig anprangert. Am besten in Aktionen jenseits von nackten Femen-Busen oder den üblichen politischen Hetzreden.

Doch leider ist Provokation viel zu oft nur Selbstzweck. Die Geldbündel von 50 Cent, die Nackt-Selfies von Kim Kardashian, Jan Böhmermanns Varoufakis-Stinkefinger (Grimme-Preis? Echt jetzt?), ja sogar Kim Jong Un neben einem genauso dicken nordkoreanischen Atomsprengkopf - das alles ist, mit Verlaub, einfach nur eines: grauenvoll spätpubertär.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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