Hindu-Fest Kumbh Mela in Indien:Mindestens 36 Menschen sterben bei Massenpanik

Die größte religiöse Versammlung der Welt sollte ein friedliches Fest werden. Millionen Hindus sind in den Norden Indiens gereist, um sich im Ganges zu reinigen. Jetzt ist das Pilgerfest überschattet: Bei einer Massenpanik auf einer überfüllten Fußgängerbrücke kommen mindestens 36 Personen ums Leben.

1 / 20
(Foto: AFP)

Bei der Massenpanik beim weltgrößten religiösen Fest am "heiligen Fluss" Ganges in Nordindien sind neuen Erkenntnissen zufolge 36 Menschen getötet worden. Dies sagte am Montag ein Sprecher der indischen Eisenbahn der Nachrichtenagentur AFP. Von den Todesopfern während des Kumbh-Mela-Fests seien 20 bereits identifiziert worden. Wie die örtlichen Behörden mitteilten, wurden die Pilger an einem Bahnhof der Stadt Allahabad nahe der Hindu-Feierlichkeiten totgetrampelt. Hilflos stehen Vertreter der indischen Behörden und Pilger um die Leichen der Getöteten.

2 / 20
(Foto: AFP)

Den Behörden zufolge gab das Geländer einer Fußgängerbrücke unter dem Druck von Menschen nach, die sich darauf niederließen. Augenzeugen berichteten indes, die Polizei habe mit Schlagstöcken auf die Menge eingeknüppelt. Angehörige der Opfer machten die Polizisten für die Panik verantwortlich. Andere erklärten, bis zum Eintreffen der Rettungskräfte seien Stunden vergangen.

Hindu-Fest Kumbh Mela in Indien

Massenpanik beim Kumbh Mela Fest in Indien

3 / 20
(Foto: AFP)

Helfer tragen die leblosen Körper durch die erschütterten Menschenmassen. Regierungschef Manmohan Singh erklärte sich "zutiefst geschockt über den bedauerlichen Vorfall". Eisenbahnminister Pawan Kumar Bansal wollte sich zum Unglücksort begeben.

4 / 20
(Foto: REUTERS)

Am Bahnsteig des Bahnhofs Allahabad, an dem sich das Unglück ereignete, drängen sich Hunderte Pilger.

5 / 20
(Foto: REUTERS)

In Massen sind hinduistische Gläubige in die nordindische Stadt Allahabad gepilgert, um sich im Ganges zu waschen. Die Veranstalter schlossen aus Luftaufnahmen, dass sich dieses Jahr fast 40 Millionen Menschen in Allahabad aufhalten, einer Stadt mit sonst 1,2 Millionen Einwohnern. Ein örtlicher Spitzenbeamter sagte auf einer Pressekonferenz, bis zum Abend seien als Teil der religiösen Zeremonie mehr als 30 Millionen Menschen in den Fluss eingetaucht. Mehr als 7000 Polizisten und rund 30.000 Freiwillige waren im Einsatz. Das tragische Unglück mit mindestens 20 Toten konnten sie nicht verhindern.

6 / 20
(Foto: Getty Images)

"Maha Kumbh Mela" ist das größte Pilgerfest der Welt. Alle zwölf Jahre, wenn Sonne, Mond und Jupiter in einer bestimmten Konstellation zueinander stehen, findet das Fest an diesem Ort statt. Prächtig geschmückt laufen die Hindus zum Wasser.

7 / 20
(Foto: Getty Images)

Nektarfest heißt die Kumbh Mela übersetzt. Im hinduistischen Mythos steht sie in Verbindung mit dem Kampf zwischen Göttern und Dämonen. Diese fochten um einen Topf mit Nektar, der unsterblich macht. Tropfen des Elixiers fielen dabei an vier Orte: Allahabad, Haridwar, Ujjain und Nashik - hier findet das Fest jeweils reihum im Abstand von drei Jahren statt.

8 / 20
(Foto: REUTERS)

"Lang lebe Mutter Ganges", murmelt eine Frau, ehe sie ins Wasser steigt. Sie watet durch die kalten Fluten, taucht unter, strahlt. "Ich fühle mich wie im Schoß meiner Mutter", sagt sie. Auch ihre Freundin Richa Khare ist in den Ganges gestiegen. Die Pilger wollen sich in dem Fluss von Sünden reinigen. "Ich glaube jetzt, dass ich etwas erreicht habe im Leben."

9 / 20
(Foto: Getty Images)

Die Gläubigen fühlen sich "wiedererwacht" und "erleuchtet". Andere sprechen von "Entspannung" und "Belebung". Vergessen sind in diesen Momenten die stunden- oder gar tagelangen Fahrten in überfüllten Zügen und über die holprigen Straßen Indiens.

10 / 20
(Foto: Getty Images)

Für kurze Zeit haben die Menschen ihr meist ärmliches Leben in den Hütten und auf den Feldern hinter sich gelassen und sind auf die wichtigste Pilgerreise für Hindus gegangen. Sie kommen zusammen am Samgam, dem Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem mythologischen Saraswati, zur weltgrößten Versammlung.

11 / 20
(Foto: Getty Images)

Bei Allahabad ist aus dem Nichts eine 19 Quadratkilometer große Zeltstadt entstanden. Händler verkaufen Töpfe und riesige Schöpfkellen, Säcke mit Reis und Heiligenbilder, Musiker unterhalten die Gläubigen. In regelmäßigen Abständen stehen Krankenstationen, Feuerwehren, Mobilfunkmasten, Wasserstationen. Ein Vergnügungspark lockt mit einem Riesenrad und einem künstlichen Berg voller Statuen von Hindu-Gottheiten.

12 / 20
(Foto: Getty Images)

Angeführt werden die badenden Menschenmassen von Tausenden "heiligen" Männern - Sadhus mit nichts als verriebener Asche auf der Haut sowie Swamis und Gurus in wallenden farbigen Gewändern.

13 / 20
(Foto: REUTERS)

An den Haupttagen für die spirituelle Reinigung haben sie eine festgelegte Reihenfolge für ihre Rituale. Zuerst rennen die Männer, die ihre Körper mit Asche eingerieben haben, ins Wasser.

14 / 20
(Foto: Getty Images)

Im Fluss halten über Kilometer hinweg Pflöcke mit langen Seilen die Gläubigen davon ab, zu tief hineinzusteigen. An einer Sandbank, dort, wo sich das blaue Wasser der Yamuna und das braune Gangeswasser mischen, legen in Reih und Glied Holzboote mit Pilgern an.

15 / 20
(Foto: Getty Images)

Zum Klang des Festes gehört neben den Segnungen, Trommeln, "Hare Krishna"-Liedern und den schreienden Kindern, die nicht ins Wasser wollen, auch die stündliche Lautsprecherdurchsage für die Vermissten. "Die Menschen hier laufen oft weite Strecken. Wenn eine Gruppe dann abbiegt, geht manchmal jemand verloren", sagt Sant Prasad Pandey, Chef des Fundbüros für Frauen und Kinder. Bis zu 2000 Menschen führt er an den Haupttagen zusammen - trotz Handys.

16 / 20
(Foto: REUTERS)

"Ein kurzes Eintauchen in den Fluss hat die Kraft, das ganze Leben zu ändern", sagt ein Teilnehmer der Zeremonie. Die meisten wollten lediglich in das Wasser eintauchen, einige Gläubige aber tranken von dem Wasser oder füllten es in Flaschen ab. In Allahabad strömen der Ganges und der Fluss Yamuna zusammen, die beide stark verschmutzt sind.

17 / 20
(Foto: REUTERS)

Das genaue Datum des Festes wird von Astrologen ausgewählt. Immer wieder kommt es bei der Kumbh Mela auch zu Gedränge und Massenaufläufen. Auch die tödliche Maßenpanik dieses Jahres ist leider kein Einzelfall. 1954 starben bei einer Panik mehr als 500 Menschen. Während des Festivals im Jahr 2003 kamen in Nashik 41 Menschen um.

18 / 20
(Foto: REUTERS)

Neben den unüberschaubaren Menschenmassen gibt es ein weiteres Risiko: Umweltschützer machen darauf aufmerksam, dass das Wasser des Ganges wie das aller Flüsse in Indiens Norden sehr verschmutzt sei und raten von einem Bad ab.

19 / 20
(Foto: REUTERS)

Große Mengen an Fäkalien und Industrieabwässer würden in den Strom geleitet, berichtete die Zeitung Times of India. Verschlimmert werde die Situation dadurch, dass in diesem Jahr besonders wenig Wasser im Ganges sei. Am Zusammenfluss der drei Ströme, Sangam genannt, sei das Wasser nur knietief. Die Behörden hätten zwar die Schleusen der Dämme weiter flussaufwärts geöffnet, doch leiteten Farmer viel davon für die Bewässerung ihrer Felder ab.

20 / 20
(Foto: REUTERS)

Der Höhepunkt des Kumbh-Mela-Festes wird am 15. Februar erwartet. Lesen Sie hier eine SZ-Reportage über Kumbh Mela.

© Süddeutsche.de/tob/dpa/AFP/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: