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Hilfsorganisationen - Hannover:Kinderfeuerwehren boomen: So viel Nachwuchs wie nie

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Hannover (dpa/lni) - Die Kinderfeuerwehr als großer Renner: Immer mehr Jungen und Mädchen in Niedersachsen machen bei den Freiwilligen Feuerwehren mit. "Wir haben so viele Nachwuchskräfte wie noch nie", sagte Innenminister Boris Pistorius am Donnerstag in Hannover bei der Vorstellung des neuen Feuerwehrberichts der Landesregierung. Die Kinderfeuerwehr für die Altersgruppe von sechs bis zehn Jahren kam dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr auf 15 490 Mitglieder - 2010 waren es erst knapp 6000. Auch die Zahl der Frauen bei der Feuerwehr nahm zu. Die Feuerwehren im Land absolvierten 2019 weniger Einsätze als ein Jahr zuvor.

Bei den Kinder- und Jugendfeuerwehren waren 2019 mehr als 44 800 Mädchen und Jungen aktiv gewesen - über 1000 mehr als ein Jahr zuvor, sagte der SPD-Politiker. Bei den Jugendfeuerwehren allerdings war die Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren leicht gesunken. 2019 gab es dort dem Bericht zufolge ein leichtes Plus von 26 Jugendlichen, die Mitgliederzahl stieg damit auf 29 321. Klar sei, dass trotz der wachsenden Zahl von Kindern in der Feuerwehr später nicht alle zu den Erwachsenen wechseln, sagte Pistorius. Ziel sei dennoch, die kindliche Begeisterung früh zu wecken, umso leichter falle später der Einsatz bei den Erwachsenen.

Insgesamt sank die Zahl der aktiven Einsatzkräfte um 382 auf 126 596: "Das ist keine Zahl, die uns nennenswert in Unruhe versetzt", betonte Pistorius. Dies sei erklärbar etwa durch den demografischen Wandel. Zugleich stieg die Zahl der Frauen bei der Feuerwehr - um 388 auf knapp 16 500. Der Frauenanteil an allen Mitgliedern lag damit bei 12,4 Prozent, während ihr bundesweiter Anteil sich an 10 Prozent herantastet, wie Landesbranddirektor Jörg Schallhorn sagte.

Insgesamt rückten die Feuerwehren im vergangenen Jahr zu über 23 000 Brandeinsätzen und mehr als 57 000 technischen Hilfeleistungen aus - ein Rückgang um mehr als 12 Prozent. Auch Fehlalarme habe es seltener gegeben, bei den sogenannten böswilligen Alarmen gab es allerdings einen Anstieg um 6,6 Prozent auf 402. "Es ist nicht hinnehmbar und verwerflich, wenn jemand Rettungskräfte, Feuerwehr oder Polizei unter Vorspiegelung falscher Tatsachen quasi zum Spaß zu einem Einsatz ruft", betonte Pistorius. Darüber hinaus werden Feuerwehrleute wie Polizisten oder Rettungssanitäter gelegentlich angegriffen. "Wer die behindert und attackiert, die sich in Gefahr bringen, um anderen zu helfen, handelt schlicht asozial", kritisierte der Minister.

Schon 2018 hatte der Hitzesommer die Brandschützer in Atem gehalten, im vergangenen Jahr war es ebenfalls heiß und trocken - und die Wälder brannten. Niedersächsische Feuerwehrleute unterstützten die Bekämpfung von Waldbränden in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Im Durchschnitt der Jahre 2018 und 2019 sei 30 mal mehr Waldfläche verbrannt als im Schnitt der Jahre 1991 bis 2019, mahnte Schallhorn.

Pistorius erklärte, die Feuerwehr müsse sich angesichts des Klimawandels darauf vorbereiten, dass die Anforderungen an die Brandschützer steigen. Jährlich sollten beispielsweise 2,5 Millionen Euro in die Beschaffung spezieller Fahrzeuge für die Bekämpfung von Waldbränden gesteckt werden - geländegängig müssten sie sein, viele Schläuche dabei haben und mit Faltbehältern für Löschhubschrauber ausgerüstet sein. Der Innenminister erklärte aber auch, Niedersachsen habe eines der besten Frühwarnsysteme für Waldbrände in Deutschland: Neben Flugzeugen seien dies vor allem Kameras auf Türmen - seit Jahren erprobt. Denn: "Je früher erkannt, desto leichter zu löschen."

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