Herrscherfamilie in Nordkorea:Drei Verdächtige nach Mord an Halbbruder von Kim Jong-un festgenommen

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  • Im Zusammenhang mit dem Tod Kim Jong-nams am Flughafen von Kuala Lumpur hat die malaysische Polizei drei Verdächtige festgenommen.
  • Der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers war vermutlich vergiftet worden, gerüchteweise von zwei Agentinnen aus Nordkorea.
  • Es wäre nicht das erste Mal, dass der Diktator einen Konkurrenten aus der eigenen Familie beseitigen lässt.

Nach dem rätselhaften Tod des Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat die Polizei in Malaysia mittlerweile drei Verdächtige festgenommen. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Bernama unter Berufung auf den Generalinspekteur der Polizei. Eine offizielle Mitteilung solle im Tagesverlauf veröffentlicht werden. Kim Jong-nam war am Dienstag am Flughafen von Kuala Lumpur zusammengebrochen. Er soll Opfer eines Mordanschlags geworden sein.

Am Mittwoch hatten die Behörden bereits zwei Frauen in Gewahrsam genommen, die mit dem mutmaßlichen Attentat auf Kim Jong-nam zu tun haben soll. Eine der beiden, eine 28-Jährige, habe einen vietnamesischen Ausweis bei sich getragen und sei zum Zeitpunkt der Festnahme alleine unterwegs gewesen. Am Donnerstag wurde ein Mann festgenommen. Er soll ein Freund von einer der Frauen sein.

Nordkorea
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Zwei Frauen sollen Kim Jong Nam auf dem Flughafen von Kuala Lumpur vergiftet haben. Als ältester Sohn von Nordkoreas Diktator Kim Jong Il sollte er eigentlich dessen Nachfolger werden.

Südkorea beschuldigt das Regime in Pjöngjang, hinter dem Mord zu stecken. Medien berichteten am Dienstag unter Berufung auf südkoreanische Regierungskreise, zwei mutmaßliche nordkoreanische Agentinnen hätten Kim Jong-nam getötet. Kim, der 45 oder 46 Jahre alt gewesen sein soll, war demnach von Kuala Lumpur aus auf dem Weg ins chinesische Macau, als ihm am Flughafen schwindelig wurde. Der Polizei zufolge wandte er sich daraufhin an Airport-Mitarbeiter und wurde in der Krankenstation behandelt. Später sei er im Rettungswagen auf dem Weg in eine Klinik verstorben.

Nordkorea versuchte, Obduktion zu verhindern

Kim wurde vermutlich mit Gift getötet. Darüber, wie es ihm verabreicht wurde, gibt es unterschiedliche Angaben: Mal ist von einer Spritze die Rede, mal von einem giftgetränkten Tuch, das dem Opfer von hinten aufs Gesicht gedrückt worden sei. Wieder andere Quellen schreiben von einem Spray.

Am Mittwochmorgen wurde der Leichnam in ein Krankenhaus gebracht, wo er obduziert wurde. Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft folgten dem Transport. Auch der nordkoreanische Botschafter Kang Chol hielt sich in dem Krankenhaus auf. Ergebnisse der Autopsie wurden noch nicht veröffentlicht,

Nordkorea hatte zuvor versucht, eine Obduktion zu verhindern. Die Regierung in Pjöngjang habe zudem die Überstellung der Leiche Kim Jong-nams verlangt, verlautete aus malaysischen Regierungskreisen. Dies hätten die Behörden aber mit der Begründung abgelehnt, sie würden sich an die Vorschriften halten.

Am Donnerstag kündigte Malaysias Vize-Regierungschef Ahmad Zahid Hamidi an, die Leiche an Nordkorea zu übergeben. Malaysia komme damit einem Wunsch der Regierung in Pjöngjang nach, die Ermittlungen würden aber fortgesetzt.

Machtkampf in der eigenen Familie

Kim Jong-nam war der ältere Halbbruder von Kim Jong-un, die beiden sind Söhne des verstorbenen Machthabers Kim Jong-il. Kim Jong-nam galt lange als aussichtsreicher Nachfolger seines Vaters, fiel dann aber in Ungnade, als er versuchte, mit gefälschten Papieren einen Disney-Land-Freizeitpark zu besuchen. Er hielt sich lange im Ausland auf und äußerte sich öffentlich kritisch über die Familiendynastie in seiner Heimat.

Immer wieder gab es Gerüchte, er könne seinen Halbbruder an der Spitze des weitgehend abgeschotteten Landes ablösen. 2013 hatte Kim Jong-un seinen Onkel Chang Song-taek als "Verräter" hinrichten lassen - Beobachter vermuten aber, dass es auch damals darum ging, einen Konkurrenten um die Macht auszuschalten.

© SZ.de/Reuters/dpa/AP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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