"Herr der Ringe"-Premiere in Los Angeles:"Kawuff, kabumm, kawall!"

"Herr der Ringe"-Premiere in Los Angeles: Die Showrunner Patrick McKay (links) und J. D. Payne bei der Premiere von "The Lord of the Rings: The Rings of Power" in Los Angeles.

Die Showrunner Patrick McKay (links) und J. D. Payne bei der Premiere von "The Lord of the Rings: The Rings of Power" in Los Angeles.

(Foto: Michael Tran/AFP)

Die Newcomer J. D. Payne und Patrick McKay sind die Köpfe hinter der neuen "Herr der Ringe"-Serie, Amazons gewaltigem Milliardenprojekt. Bei der Premierenfeier ist spürbar, welcher Druck auf ihnen lastet.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Patrick McKay tippt von einem Fuß auf den anderen, die Hände zittern. Er schaut sich um, als wisse er überhaupt nicht, wie er hierhin geraten ist - und in gewisser Weise stimmt das ja auch: Der junge Mann war noch nie in seinem Leben für eine Serie verantwortlich. Er hat ein paar Drehbücher verkauft, aus denen nichts wurde. Nun steht er, zusammen mit Kompagnon J. D. Payne, der nur ein klein bisschen weniger aufgeregt wirkt, in Kinosaal 12 der legendären Culver Studios in Los Angeles und stellt als Showrunner die teuerste Serie der Geschichte vor: "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht".

"Wir fragen uns auch jeden Tag, wie das passieren konnte", sagt McKay, und wenn man nun sieht, wie er im burgunderfarbenen Anzug herumtippelt wie ein kleiner Junge, der den Schlüssel zum Süßigkeitenladen geklaut hat und Angst davor hat, erwischt zu werden, kann man sich vorstellen, wie groß der Druck sein muss. Millionen eingefleischter Fans werden dieses Prequel sehen, das Tausende Jahre vor den Ereignissen in "Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe" spielt. Die Erwartungen könnten größer kaum sein. Wie sich das anfühlt? "Es ist völlig verrückt", sagt McKay. Eigentlich kann man so etwas ja nur verbocken, so wie keine Drehbuchschreiberin und kein Regisseur der Welt einen Star-Wars-Film kreieren kann, mit dem alle Fans zufrieden wären.

250 Millionen Dollar hat sich Amazon die Rechte an dem Buch "Der Herr der Ringe. Anhänge und Register" kosten lassen, in dem J.R.R. Tolkien die Geschichte von Mittelerde erläutert; und dann hat das Unternehmen noch mal mindestens 750 Millionen Dollar investiert, um aus dem Stoff eine Serie zu basteln, vom 2. September an sind die acht einstündigen Folgen der ersten Staffel auf der Streaming-Plattform Prime Video zu sehen. Vier weitere Staffeln sollen folgen.

Ganz schön viel Geld also, das Amazon da zwei so jungen Drehbuchschreibern anvertraut hat, die in ihrer Karriere bis dato rein gar nichts vorzuweisen hatten.

Das Risiko sei ihnen bewusst, sagt McKay

Amazon-Studios-Chefin Jennifer Salke haben die beiden vor vier Jahren bei einer Präsentation ihres Konzepts offenbar mit viel Körpereinsatz von ihren Ideen überzeugt. "Wir sind bei solchen Präsentationen wie tasmanische Teufel. Wir hüpfen rum, wir brüllen: 'Und dann ist da ein Drache, und es macht: kawuff, kabumm, kawall!'", erzählt McKay. Jennifer Salke habe während des Vortrags keine Miene verzogen, aber am Ende seien "ihre Mundwinkel ein klein wenig nach oben" gegangen. "Uns ist bewusst, was für ein Risiko Amazon eingegangen ist, ausgerechnet uns das Projekt anzuvertrauen."

Für Los Angeles ist die "Lord of the Rings"-Premiere gewissermaßen auch eine Rückkehr zur Normalität. Eine derart bombastische Eröffnungsfeier gab es auf dem Hollywood Boulevard wegen der Corona-Pandemie schon länger nicht mehr. Der rote Teppich nimmt Züge eines Marathonlaufs an. Amazon-Gründer Jeff Bezos ist da, Tolkien-Enkel und Nachlassverwalter Simon Tolkien, Schauspieler Michael B. Jordan, der selbst zwar gar nicht mitspielt, sich aber als größten Mittelerde-Fan der Welt bezeichnet - sie alle wollen überprüfen, was Payne und McKay denn nun angestellt haben mit der Milliarde von Amazon, mit dem Prolog von J.R.R. Tolkien, mit den Erwartungen der Fans.

In mehreren Sälen gleichzeitig werden die ersten beiden Folge der Serie gezeigt, danach geht es zur Party raus in den Garten, wo die Veranstalter das mit der Rückkehr zur dekadenten Normalität wohl noch mal unterstreichen wollen. In einer Leuchtdrohnen-Show werden die spektakulärsten Momente der zuvor auf der Leinwand gezeigten Folgen noch mal am Himmel nachgestellt. Ja, Amazon scheint sich schon sehr sicher zu sein, mit der Serie etwas Bombastisches erschaffen zu haben.

"Herr der Ringe"-Premiere in Los Angeles: Sophia Nomvete spielt in der Serie die Rolle der Prinzessin Disa.

Sophia Nomvete spielt in der Serie die Rolle der Prinzessin Disa.

(Foto: Jordan Strauss/AP)

Auch ein paar Schauspieler mischen sich noch unter die Leute. Sophia Nomvete, die Prinzessin Disa spielt, will wissen, wie die Folgen den Gästen gefallen haben. Keine Spoiler an dieser Stelle, aber ein Blick noch in die Gesichter von Payne und McKay. Die stehen am Ende des Abends auf dem Rasen der Culver Studios, müde schauen sie aus, und auch glücklich. Vor allem aber: erleichtert.

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