Herman's Frauenbild:Studie widerlegt "Eva-Prinzip"

Bei drei Viertel der Deutschen stößt die Tagesschau-Sprecherin mit ihrem Verständnis von der Rolle der Frau auf Ablehnung. Jetzt deckt zudem eine wissenschaftliche Untersuchung auf: Das Gegenteil ihrer Thesen ist richtig.

Drei Viertel der Deutschen halten Eva Hermans Frauenbild für falsch und überholt, ergab eine Forsa-Umfrage. Mit 92 Prozent war die Ablehnung besonders in den neuen Bundesländern groß.

Herman's Frauenbild: Wegen "fehlender Bemutterung" haben Kinder Defizite, meint Eva Herman. Das Gegenteil stimmt, sagt die Pisa-Studie.

Wegen "fehlender Bemutterung" haben Kinder Defizite, meint Eva Herman. Das Gegenteil stimmt, sagt die Pisa-Studie.

(Foto: Foto: dpa)

Herman, selbst Mutter eines Sohnes, hatte gefordert, Frauen sollten sich wieder mehr auf Kinder als auf die Karriere konzentrieren. Wenn sich Frauen neben der Familie noch im Beruf verwirklichen wollten, gehe dies oft zu Lasten der Söhne und Töchter, bemängelte sie.

Im September sollen die Thesen der Nachrichtensprecherin und Moderatorin in ihrem Buch "Das Eva-Prinzip - Für eine neue Weiblichkeit" veröffentlicht werden.

Auch die Behauptung Hermans über Kinder berufstätiger Mütter ist in die Kritik gekommen. "Wegen fehlender Bemutterung" und überforderter Mütter würden bei fast der Hälfte aller Kinder in Deutschland in vorschulischen Untersuchungen deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen festgestellt, schrieb sie in einem Zeitschriftenartikel.

Wissenschaftler: Kinder berufstätiger Mütter besser gebildet

Diese Aussage wird von einer Studie der Bonner Universität widerlegt. Danach seien gerade Kinder berufstätiger Mütter in der Schule erfolgreich, sagte Psychologin Una Röhr-Sendlmeier der Zeitschrift Super Illu. An der Bonner Universität werden zurzeit die Rahmenbedingungen des Lernens von schulisch erfolgreichen Kindern untersucht, erklärte die Leiterin der Abteilung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie.

Danach hätten rund 70 Prozent der schulisch erfolgreichen Kinder ganz- oder halbtags arbeitende Mütter. Anders als in Frankreich, England oder den neuen Bundesländern seien Mütter mit Job in den alten Bundesländern nicht Normalität, sagte Röhr-Sendlmeier. "Für den Osten, wo 57,7 Prozent der Mütter Vollzeit arbeiten, hat bereits die Pisa-Studie gezeigt, dass diese Kinder überwiegend eine höhere Bildung aufweisen. Ihr Chancenvorteil ist sogar größer als bei denen, deren Mütter Teilzeit oder gar nicht arbeiten."

"Eva Herman diqualifiziert sich selbst"

Zur These Hermans äußerte sich auch die evangelische Landesbischöfin von Hannover und Mutter von vier Kindern, Margot Kässmann: "Die These von Frau Herman, berufstätige Frauen seien schuld, dass keine Kinder mehr geboren werden, ist schon statistisch falsch." Schließlich sei nachgewiesen, dass mehr Männer als Frauen aus Bindungsangst keinen Nachwuchs wollten.

Journalistin und Bestsellerautorin Amelie Fried sagte der Zeitschrift: "Wenn Frau Herman behauptet, dass berufstätige Mütter verhaltensauffällige Kinder haben, stelle ich dazu fest: Verhaltensauffällig finde ich höchstens Eva Herman." Wer selbst "alles drangesetzt hat, trotz Kind Karriere zu machen und dann auf Frauen einschlägt, die berufstätig sind, disqualifiziert sich selbst", kritisierte die 47-jährige Mutter zweier Kinder.

Auch die Autorin Ildikó von Kürthy hat die Emanzipationsthesen von Eva Herman kritisiert: "Ich halte das für großen Quatsch, diese Glorifizierung von Frauen mit Kindern: Als würde erst das ein Frauenleben lebenswert oder sinnvoll machen. Das ärgert mich wahnsinnig".

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