Hells Angels:Rockerboss soll für Bombenanschlag verantwortlich sein

Frank Hanebuth Hells Angels arrests in Mallorca

Frank Hanebuth, 49, ist Europas bekanntester Rocker. Der frühere Präsident des Hells-Angels-Charters von Hannover wurde im Juli auf Mallorca festgenommen.

(Foto: Montserrat T. Diez/dpa)

War Rockerboss Frank Hanebuth in einen Bombenanschlag auf einen mutmaßlichen Anlagebetrüger verwickelt? Ein abgehörtes Telefonat und viele wilde Gerüchte deuten zumindest darauf hin.

Von Hans Leyendecker

"Zu den Orten kommen, den Brief abgeben und Tschüss sagen, das ist Scheiße. Wenn man es schon macht, dann muss man auch mehr Druck ausüben", sagt Paul. Jochen antwortet: "Ja." Chris sagt auch: "Ja." Dann hat Chris noch eine Frage: "Wenn er bezahlt, wohin müsste er es deiner Meinung nach überweisen?" Jochen meint: "Ich denke an den Frank." Paul sagt "Ja, ja, das ist die Möglichkeit . . . der ist am Samstag bei mir."

Das sind Auszüge einer von der spanischen Polizei vor knapp zwei Jahren abgehörten Telefonkonferenz zwischen deutschen Rockern, und der Plot soll so sein: Der mutmaßliche Anlagebetrüger Christian H., der 1960 in München geboren wurde und in Dubai eine dubiose Firma hatte, die angeblich 6000 bis 11.000 Menschen hereingelegt haben soll, sollte angeblich durch massive Gewalt der Rocker dazu gebracht werden, an eines der Opfer ein paar Millionen Euro zurückzuzahlen.

Das Besondere an diesem Protokoll sind die Namen der Akteure: "Paul" heißt im Rocker-Milieu "Thrombose Paul" und ist eine Berühmtheit. Frank, der angeblich irgendwie mitmacht, soll der in der Rockerszene legendäre Frank Hanebuth sein, der frühere Boss der Hells Angels aus Hannover und der beste Freund von Paul.

Gegen Hanebuth und die anderen wird seit Monaten wegen Drogen- und Menschenhandels, Geldwäsche, Bestechung und Erpressung ermittelt. Sie wurden im Sommer im Rahmen einer Razzia auf Mallorca festgenommen, und die meisten von ihnen sitzen derzeit in Madrid in Haft.

Neue Protokolle liefern neue Hinweise

Die jetzt aufgetauchten Protokolle, über die am Dienstag das NDR-Magazin "Panorama 3" und Spiegel Online berichteten und die auch der SZ vorliegen, zeigen eine spezielle Variante des Verdachtsfalls: Die Hells Angels sollen den Clan eines Millionenbetrügers unter wirklichen Druck gesetzt haben.

Unbekannte deponierten im Frühjahr dieses Jahres unter einem Wagen in Breitbrunn am Ammersee eine Bombe. Ein Brandsatz wurde gezündet. Besitzerin des Wagens ist eine Nichte des mutmaßlichen Anlagebetrügers Christian H. Seiner Schwiegermutter und Geschäftspartnern sollen Briefbombenattrappen zugestellt worden sein. Büros und Wohnhäuser wurden besudelt, ein angeblicher Kumpan von Christian H. wurde in einem bayerischen Kaff im August 2012 mit einem Messer angegriffen. Die Angreifer sollen vom Opfer 1,5 Millionen Dollar auf ein Konto in Hongkong verlangt und Englisch gesprochen haben. Bei der Staatsanwaltschaft Traunstein läuft deshalb ein Ermittlungsverfahren wegen "räuberischer Erpressung".

Viele wilde Geschichten. Die Handlung, die sich aus den vielen abgehörten Telefongesprächen ergibt, ist etwas verworren, aber in einem Erklär-Vermerk schreiben die spanischen Ermittler, solches "kriminelle Verhalten" sei "für mafiöse Organisationen charakteristisch".

Was hat Frank Hanebuth mit all dem zu tun? Immer wenn die Rocker nicht weiter wissen, soll "Frank" es richten. Das klingt vertraut. Andererseits: "Ich halte es für ausgeschlossen, dass mein Mandant mit diesen Sachen etwas zu tun hat", sagt Hanebuths deutscher Anwalt Götz von Fromberg. Er betreut den Hünen schon seit Jahrzehnten.

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