SZ-Serie "Ein Anruf bei":"Was für Stürme es wohl erlebt hat!"

SZ-Serie "Ein Anruf bei": Ist das wirklich dasselbe Brett? Rechts der ursprüngliche Besitzer Doug Falter aus Hawaii, links der Finder Giovanne Branzuela von den Philippinen. Zwischen ihnen liegen 8000 Kilometer.

Ist das wirklich dasselbe Brett? Rechts der ursprüngliche Besitzer Doug Falter aus Hawaii, links der Finder Giovanne Branzuela von den Philippinen. Zwischen ihnen liegen 8000 Kilometer.

(Foto: privat)

Vor mehr als zwei Jahren verlor Doug Falter beim Surfen auf Hawaii sein sehr geliebtes Brett. Nun ist es wieder aufgetaucht, 8000 Kilometer entfernt, auf den Philippinen.

Von Malin Hunziker

Er glaubte, es wäre verloren in den Weiten des Ozeans: Vor mehr als zwei Jahren löste sich beim Surfen auf Hawaii das Brett von Doug Falter, 35. Nun fand es ein Lehrer auf den Philippinen - der über Facebook dessen Besitzer ausfindig machte.

SZ: Herr Falter, was dachten Sie in dem Moment, als Sie merkten: Mein Brett ist wieder aufgetaucht?

Doug Falter: Ich war geschockt.

Warum das denn?

Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich das Brett jemals wiedersehen würde.

Wie hat es denn zu Ihnen gefunden?

Giovanne Branzuela, der Mann, der das Surfboard fand, hat das Elefantenlogo auf dem Brett gesehen. Er fand den Namen des Surfbrettbauers auf Facebook und hat ihm ein Foto meines Bretts geschickt. Dieser wusste sofort, dass es mein Brett war. Obwohl das Foto sehr dunkel war und von schlechter Qualität. Ich bin ehrlich, ich hatte meine Zweifel, als ich das Foto gesehen habe. Das Brett sah ganz anders aus, ist von der Sonne ganz orange geworden - es ist ja jahrelang durchs Meer getrieben.

Was hat ihre Zweifel verschwinden lassen?

Der Surfbrettbauer war sich sicher. Er hatte Tage in die Bearbeitung meines Bretts reingesteckt. Wenn du so viele Stunden an etwas arbeitest, erkennst du es sofort wieder. Deshalb war mir klar, dass er recht haben musste.

Klingt, als sei es für Sie mehr als nur ein Brett ...

Ich bin damit oft die Welle hinter meinem Haus gesurft, in der Bucht von Waimea auf der Insel Oahu. Ich kann mich auch noch gut erinnern, wie ich es verloren habe. Das war im Februar 2018. Es war abends, so gegen 18 Uhr, die Sonne ging schon allmählich unter. Ich hatte das Brett am Bein festgebunden, wie immer. Bei einer großen Welle bin ich vom Board gefallen. Das ist okay. Das passiert immer mal wieder. Der Druck gegen das Brett war aber so groß, dass es von meinem Bein weggerissen wurde.

Und dann?

Ich bin ihm nachgeschwommen. Ich habe schon etliche Male Bretter auf diese Weise verloren, das ist normal und keine große Sache. Meistens werden sie einfach wieder an den Strand gespült. Aber dieses nicht. Es trieb aufs offene Meer hinaus. Anfangs schwamm ich hinterher, dann konnte ich nicht mehr. Ich bin ans Ufer und den ganzen Strand hochgelaufen, in der Hoffnung, es von da aus sehen zu können, dann noch einmal die Küste entlang. Am nächsten Tag bin ich alle Strände der Gegend abgefahren. Aber nichts. Ich war wirklich traurig, es war in einem perfektem Zustand.

Manche können vielleicht schwer nachvollziehen, wie man einem Gegenstand so nachtrauern kann.

Wenn du dein erstes, genau auf dich zugeschnittene Brett bekommst, ist das wie ein Kunstwerk. Es ist einzigartig. Es ist dein Werkzeug. Ich habe mit diesem Brett meine besten Leistungen erbracht. Das Brett hat einen hohen emotionalen Wert für mich, weil es mir zeigt, was ich alles schon geschafft habe.

Und jetzt? Werden Sie noch einmal darauf stehen?

Ich glaube nicht, dass ich noch mal auf ihm surfen würde. Nein. Es ist drei Jahre durch den Ozean getrieben. Was für Stürme das Brett wohl erlebt hat! Es könnte in riesige Wellen oder Orkane geraten oder fast von Haien gefressen worden sein. Aber es hat durch die Sonne zu sehr gelitten.

Wollen Sie es jetzt überhaupt zurückhaben?

Sobald die Reisebeschränkungen gelockert sind, fahre ich auf die Philippinen, aber nicht nur, um mein Board zu holen. Ich möchte Giovanne das Surfen beibringen, auf einem sichereren Brett als auf meinem. Ich nehme ein paar Anfängerboards mit. Giovanne und ich sind jetzt schon im engen Kontakt. Im Moment beispielsweise fülle ich zwei große Kisten mit Büchern und Lehrmaterialien, die Giovanne für seine Schule brauchen kann. Dafür habe ich in den vergangenen Wochen gesammelt. Die ersten beiden Kisten werden wohl Mitte Oktober verschifft.

Da freuen sich die Kinder bestimmt.

Ja, das glaube ich auch! Ich kriege täglich Tausende Nachrichten von Leuten aus den Philippinen deswegen.

Aber was machen Sie jetzt mit dem Surfbrett, wenn Sie es wiederhaben?

Ich hänge es an die Wand.

Zur SZ-Startseite
Maya Gabeira - Billabong Pro Surf, Praia da Barra. Rio de Janeiro/RJ, Brasil - 12/05/2011. x(55)xWagnerxMeierx/xFotoare

SZ PlusWeltrekordlerin Maya Gabeira
:"Das Surfen gibt mir ein Gefühl von Macht"

Die Brasilianerin Maya Gabeira hat in dieser Saison die größte Welle geritten: 22,40 Meter, Weltrekord. Das war kein Zufall, sondern folgte einem Karriereplan - Rückschläge inklusive.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: