Süddeutsche Zeitung

Hawaii:Falscher Raketenalarm schreckt Hawaiianer auf

  • Über das Notfallsystem "Amber Alert", das auch für Tsunamiwarnungen benutzt wird, ist am Samstag auf Hawaii ein Raketenalarm verschickt worden.
  • Der Text: "Bedrohung durch ballistische Rakete Richtung Hawaii. Sofort Schutzraum aufsuchen. Dies ist keine Übung."
  • Wie die Notfallbehörde EMA inzwischen bestätigte, hatte ein Mitarbeiter aus Versehen den falschen Knopf gedrückt.

Die Bürger von Hawaii sind am Samstag von einem falschen Raketenalarm aufgeschreckt worden. Einwohner des US-Staates erhielten gegen acht Uhr Ortszeit die Handytextbotschaft: "Bedrohung durch ballistische Rakete Richtung Hawaii. Sofort Schutzraum aufsuchen. Dies ist keine Übung." Die Katastrophenschutzbehörde EMA sendete die Warnung rund zehn Minuten später auch noch via Twitter. Das Weiße Haus wurde ebenfalls informiert. Erst mehr als eine halbe Stunde nach dem Alarm folgte die Entwarnung.

Ein Sprecher des US-Pazifik-Kommandos erklärte, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Tatsächlich seien keine Raketen im Anflug auf die US-Inselkette im Pazifischen Ozean gewesen. "Wir haben einen Fehler gemacht", sagte der Leiter der Notfallbehörde EMA, Vern Miyagi. Ein EMA-Mitarbeiter habe beim Schichtwechsel aus Versehen auf den falschen Knopf gedrückt. Gouverneur David Ige entschuldigte sich für den Vorfall und versprach, alles zu unternehmen, damit so etwas nicht noch mal vorkomme.

Viele Hawaiianer brachen in Panik aus und suchten Schutz, als sie die Nachricht vom vermeintlichen Raketenangriff erhielten. Touristen wurden gebeten, ihre Hotels nicht zu verlassen. Auch die Golf-Profis, die sich derzeit wegen eines PGA-Turniers in Honolulu befinden, reagierten auf den Alarm. US-Golfer J.J. Spaun zum Beispiel versteckte sich im Keller seines Hotels. Der erste Tweet seines Kollegen John Peterson lässt Angst erkennen:

"Mit meiner Frau, Baby und Schwiegereltern unter Matratzen in der Hotelbadewanne. Lieber Gott, bitte lass den Raketenalarm nicht echt sein." Nachdem die Behörde bekanntgegeben hatte, dass es sich bei dem Alarm um eine Falschmeldung handelte, ergänzte Peterson seinen Tweet mit: "Oh Mann, wie kann man nur auf den falschen Knopf drücken."

Ein Fehlalarm vor einem ernsten Bedrohungsszenario

Die Nachricht war über das Notfallalarmsystem Amber Alert verschickt worden, das US-Behörden landesweit zur Verbreitung wichtiger Mitteilungen nutzen. In der Bevölkerung von Hawaii löste der Fehlalarm vor dem Hintergrund der jüngsten Spannungen in den Beziehungen zu Nordkorea Panik aus. Pjöngjang hatte Ende November nach dem Test einer Rakete mit besonders großer Reichweite erklärt, das gesamte US-Gebiet liege nun in Reichweite der nordkoreanischen Armee. In den vergangenen Monaten hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die internationale Gemeinschaft mit Raketentests und dem bislang gewaltigsten Atomtest beunruhigt. Zudem lieferte sich Kim einen verbalen Schlagabtausch mit US-Präsident Donald Trump, der wiederum Nordkorea mit der völligen Zerstörung drohte. All dies löste international die Sorge vor einem Atomkrieg aus.

Hawaiis Gouverneur David Ige sagte, er wolle den Vorfall mit Beamten von Notfalldiensten und Militär überprüfen und sehen, wie so etwas künftig verhindert werden könne. Eine Person allein werde nicht mehr dazu in der Lage sein, einen solchen Fehler zu begehen. "Die Öffentlichkeit muss auf unser Notfallalarmsystem vertrauen können", sagte er.

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