Süddeutsche Zeitung

Havarie der "Costa Concordia":Reederei bietet Überlebenden 11.000 Euro Entschädigung an

Die Reederei des Unglücksschiffs "Costa Concordia" geht in die Offensive und einigte sich mit Verbraucherschützern in der Nacht auf 11.000 Euro Schadenersatz für jeden Passagier, der die Katastrophe unbeschadet überstanden hat. Der Einsatzleiter der Bergungsarbeiten weckt indes Hoffnung auf weitere Überlebende.

Zwei Wochen lang hat sich die Reederei des verunglückten Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia bis auf knappe Dementis äußerst bedeckt gehalten. Jetzt geht Costa Crociere in die Offensive: In der Nacht einigte sich der Konzern mit italienischen Verbraucherschutzverbänden darauf, jedem Passagier des Unglücksschiffs 11.000 Euro auszuzahlen.

Der Betrag errechnet sich aus der Erstattung des Reisepreises, den Kosten für die Heimreise und Entschädigung für verlorenes Gepäck und erlittene Traumata. Der italienischen Zeitung La Repubblica zufolge gilt dieses Angebot für alle 3206 Passagiere der Concordia, also auch für die 560 Deutschen.

Über Entschädigungszahlungen für Personen, die beim Untergang Verletzungen erlitten oder Angehörige verloren haben, soll individuell verhandelt werden. Der in der Nacht vereinbarte Betrag "liegt über den Entschädigungsgrenzen internationaler Vereinbarungen und der gültiger Gesetze", erläuterte der italienische Reiseindustrieverband Astoi Confindustria. Die Entschädigung soll den Angaben zufolge auch für Kinder bezahlt werden, die kostenlos dabei gewesen seien. Eine vierköpfige Familie würde demnach 44.000 Euro erhalten.

Ungeachtet der Einigung haben sich nach einem Bericht des ARD-Hörfunkstudios in Rom 50 Passagiere aus Italien und Deutschland entschieden, in der kommenden Woche eine Sammelklage gegen die Costa-Reederei und Kapitän Francesco Schettino einzureichen.

Zu Beginn der Woche hatte der italienische Verbraucherschutzverband Codacon ebenfalls eine Sammelklage von mehr als 100 Passagieren gegen den Mutterkonzern von Costa Crociere, die Carnival Corporation mit Sitz in Miami, eingereicht. Die Forderung der Klageführer liegt deutlich über dem Betrag, den die Reederei nun anbietet: 160.000 Dollar fordert Codacon pro Passagier. Gut ein Dutzend Deutsche teilten am Freitag mit, sich der Klage anzuschließen.

Hunderte Millionen Schaden

Der Reederei sei daran gelegen gewesen, das durch die Havarie entstandene Image nicht noch weiter zu ruinieren, hieß es in einem Bericht der Tageszeitung La Repubblica. Die Havarie werde die Reederei insgesamt Hunderte Millionen Euro kosten.

Vor Giglio geht die Suche nach Vermissten indes weiter. In der Bild-Zeitung äußerte Einsatzleiter Cosimo Pulito die Hoffnung, auch zwei Wochen nach dem Unglück noch Überlebende an Bord des Schiffes zu finden. "Verletzte könnten noch leben. Sie müssten nicht verdurstet sein", sagte Pulito dem Blatt. In der Minibar jeder Kabine befänden sich Bier, Wasser und andere Getränke - insgesamt 2,7 Liter Flüssigkeit. Dem Bericht zufolge beginnen die Einsatzkräfte derzeit, zu 154 fensterlosen Innenkabinen vorzudringen.

Die Abpumparbeiten an den Treibstofftanks des Kreuzfahrtriesen sollen möglicherweise schon an diesem Freitag beginnen - einen Tag früher als ursprünglich angekündigt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1268713
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/leja/bero/jobr/holz
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.