Hausbesitzerin in Kensington:"Jetzt ist es eben ein rot-weißes Lagerhaus"

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"Es geht nicht um die Farbe": Das frisch getünchte Haus von Frau Lisle-Mainwaring in Kensington. (Foto: Getty Images)

Weil sie unter ihr Haus in London keinen Swimmingpool bauen durfte, malte Zipporah Lisle-Mainwaring die Fassade rot-weiß an. Mit der SZ sprach die 70-Jährige nun über Bettel-Anrufe aus Brasilien und den Egoismus von Nachbarn.

Von Moritz Lehmann

Nachdem die Nachbarn im noblen Londner Viertel Kensington ihr den Umbau ihres neu erworbenen Hauses verweigert haben, ließ die Immobilien-Unternehmerin Zipporah Lisle-Mainwaring, 70, die Fassade mit roten Streifen bemalen. Sehr zum Missfallen der Anwohner.

SZ: Eigentlich sind die Streifen ja ganz schön, Frau Lisle-Mainwaring. Selbst ein vornehmer Stadtteil wie Kensington kann etwas Farbe doch immer gut gebrauchen.

Zipporah Lisle-Mainwaring: Manche mögen es, andere mögen es nicht. Das kommt auf den Standpunkt an. Viel wichtiger ist, dass Menschen frei entscheiden können sollten, was sie mit ihren Häusern anstellen.

Jetzt müssen Sie die Streifen wieder übermalen, richtig? So hat es der Gemeinderat entschieden.

Nein. Die denken vielleicht, dass ich das muss. Aber sie wenden das Gesetz nicht richtig an. Wir werden sehen.

Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen?

Das letzte Wort ist niemals gesprochen. Besonders dann, wenn eine Frau involviert ist. Das ist typisch für Kensington. Die haben mir eine entsprechende Mitteilung überstellt. Das ist Rechtsmissbrauch. In so einem Fall geht man zum Amtsrichter. Und so ein Verfahren dauert lang.

Wie sind Sie auf die Farben gekommen, rot und weiß?

Ich kann mich nicht mal daran erinnern. Wissen Sie, es gibt zwei Gründe, warum mich jetzt alle hassen. In der Presse wird behauptet, die Streifen wurden über Nacht gemalt. Das stimmt nicht. Und sie sagen, dass das Haus 15 Millionen Pfund Wert sei, das stimmt auch nicht. Jetzt bekomme ich Bettelbriefe von Leuten, die sagen, dass sie mich unterstützen und dabei erwähnen, wie arm sie selbst sind. Aus Brasilien habe ich deswegen sogar einen Skype-Anruf erhalten.

Antworten Sie auf diese Anfragen?

Nein. Ich bin vielleicht seltsam, aber so seltsam dann auch wieder nicht. Ich glaube, dass es Menschen gibt, die solche Briefe regelmäßig rausschicken. Wenn man arm ist, dann tut man eben alles, um seine Familie zu ernähren. Ich hätte diese Briefe lieber nicht bekommen, aber ich mache den Leuten keinen Vorwurf.

Hatten Sie auch vorher schon Probleme mit Ihren Nachbarn oder erst seit dem Farbanstrich?

Es geht nicht um die Farbe, es geht um Fragen der Planung. Wir haben ein riesiges Wohnungsproblem in England. Und auf eine lustige Weise auch wegen Nachbarn wie meinen. Das Problem ist der Egoismus. Bauen wollen alle, aber wenn der Nachbar es tut, dann nervt das schnell einmal.

Was hatten Sie denn genau vor?

Ich wollte dort wohnen. Und einen Swimming-Pool im Keller bauen. Ich sage nicht, dass das überlebenswichtig ist, aber ich habe eben das Geld dazu.

Wohnen Sie denn schon in dem Haus?

Nein. Das ist eine Ruine, die ich gekauft habe. Im Moment kann man da nicht leben. Da gab es Asbest und alle möglichen schrecklichen Dinge. Das bedarf selbstverständlich noch einiger Renovierungsarbeiten. Es ist ein ehemaliges Lagerhaus. Die Nachbarn wollen, dass es ein Lagerhaus bleibt. Und jetzt ist es eben ein rot-weißes Lagerhaus.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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