Hauptbahnhof Stuttgart:Erneut Zug entgleist - Behinderungen im Fernverkehr

Zum wiederholten Male sind im Stuttgarter Hauptbahnhof Waggons eines Intercity aus den Schienen gesprungen. Der verunglückte Zug sollte eigentlich nur eine vergangene Unfallfahrt nachstellen. Experten vermuten, die Zwischenfälle könnten mit den Bauarbeiten zu Stuttgart 21 zusammenhängen.

Am Stuttgarter Hauptbahnhof ist zum dritten Mal innerhalb eines Vierteljahres ein Zug entgleist. Bei einer Testfahrt mit einem Intercity (IC) sprangen am Dienstagvormittag drei Waggons aus den Schienen, wie die Deutsche Bahn mitteilte. In dem Zug befanden sich keine Reisenden. Verletzt wurde niemand.

Bereits zweimal waren in den vergangenen Wochen am Stuttgarter Hauptbahnhof Intercity-Züge entgleist. Mit dem Test am Dienstag sollten den Angaben zufolge diese Fahrten nachgestellt werden, um die Unglücksursachen zu ermitteln. Der jüngste Unfall werde nun unter Beteiligung der Aufsichtsbehörden untersucht, hieß es.

Erneut Behinderungen im Fernverkehr

Am vergangenen Samstag waren die Lok und drei Waggons eines Intercity auf der Fahrt nach Hamburg-Altona kurz nach dem Verlassen des Bahnhofs aus den Gleisen gesprungen. Die Ursache wird noch ermittelt. Bei dem Unfall wurden mehrere Fahrgäste leicht verletzt.

Erst am Dienstag wurden alle 16 Gleise des Bahnhofs wieder für den Verkehr freigegeben. Zuvor waren beschädigte Oberleitungsmasten ersetzt und an der Unfallstelle eine provisorische Weiche eingesetzt worden.

Reisende im Fernverkehr müssen sich wegen des Vorfalls vom Dienstag erneut auf Behinderungen einstellen. Fernzüge in Süd-Nord-Richtung werden den Angaben zufolge an Stuttgart vorbei geleitet und halten in Esslingen und Vaihingen (Enz). Züge, die aus dem Norden in Richtung Süden fahren, halten hingegen am Hauptbahnhof.

Die Züge der IC-Linie 87 zwischen Stuttgart und Zürich sowie die Regionalexpress-Linien zwischen Stuttgart und Freudenstadt sowie zwischen Stuttgart und Rottweil/Singen beginnen und enden in Böblingen. Im Regionalverkehr gebe es nur geringe Einschränkungen, der S-Bahn-Verkehr laufe störungsfrei, erklärte die Bahn.

Gegner des neuen Tiefbahnhofs Stuttgart 21 machen die Bauarbeiten für die Vorfälle verantwortlich. Der Sprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann, sagte: "Die dritte Zugentgleisung an der gleichen Stelle zeigt, dass die Bahn nicht einmal ihr eigenes Kerngeschäft, den Zugbetrieb, im Griff hat." Er warf dem Unternehmen vor, die Unfallursache nicht bekannt zu geben, obwohl unabhängige Bahnexperten die zu engen Radien als Ursache benennen würden. Von Herrmann rief Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und seinen baden-württembergischen Amtskollegen Winfried Hermann (Grüne) auf, die Notbremse ziehen.

Nach Ansicht des Verkehrsclub Deutschland (VCD) trägt Bahnchef Rüdiger Grube "mit seinem vehementen Engagement für das Milliardengrab in Stuttgart die Verantwortung für das aktuelle Fiasko". VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb sagte: "Der Dilettantismus der Deutschen Bahn bei der Umsetzung des Bauvorhabens Stuttgart 21 ist erschreckend."

Bereits nach dem Unfall Ende September hatten Verkehrsminister Hermann und Experten der S 21-Gegner erklärt, dass ein Zusammenhang mit den Bauarbeiten für den geplanten Tiefbahnhof denkbar sei.

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