Wenige Wochen vor dem Prozess, in dem er wegen Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen angeklagt ist, hat der Hollywood-Produzent Harvey Weinstein seine mutmaßlichen Opfer erneut gegen sich aufgebracht. In einem Interview stellte Weinstein, dessen Fall die #MeToo-Bewegung maßgeblich angestoßen hatte, sich selbst als eine Art Pionier der Frauenförderung im Filmgeschäft dar.
Er habe mehr Filme als jeder andere gemacht, bei denen Frauen Regie geführt hätten oder in denen es um Frauen gegangen sei, sagte er der New York Post. Vor 30 Jahren - nicht jetzt, da es "modisch" sei - habe er solche Filme zuerst gemacht. Er sei ein Pionier gewesen und jetzt fühle er sich vergessen; seine Arbeit sei vergessen worden.
Weinsteins Aussagen in dem Interview stießen auf heftige Kritik. 23 Frauen, die ihm sexuelles Fehlverhalten und Übergriffe vorwerfen, darunter Katherine Kendall und Caitlin Dulany, sowie die Hollywoodstars Ashley Judd und Rose McGowan unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung. Weinstein werde nicht vergessen, sondern "als reueloser Missbrauchstäter" in Erinnerung bleiben, "der alles genommen hat und nichts verdient", heißt es darin.
Die US-Schauspielerin und Autorin Rose McGowan, die 2017 zu den ersten Schauspielerinnen gehört hatte, die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen Weinstein erhoben hatten, reagierte auch auf Twitter mit einem emotionalen Post: "Ich habe dich nicht vergessen, Harvey. Mein Körper hat dich nicht vergessen. Ich wünsche, er könnte es", schrieb sie.
Die Anwältin Gloria Allred, die mehrere mutmaßliche Opfer vertritt, sagte dem US-Sender ABC, Weinsteins Versuche, seinen ruinierten Ruf wiederherzustellen oder Mitgefühl zu erregen, würden bloß ein Weckruf für mutmaßliche Opfer sein.
Mehr als 80 Frauen hatten Weinstein seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen, darunter auch namhafte Schauspielerinnen. Am 6. Januar beginnt ein Verfahren wegen Vergewaltigung und sexuellem Übergriff gegen ihn, er hat auf nicht schuldig plädiert. Bei der Anklage in New York geht es allerdings nur um zwei Vorfälle aus den Jahren 2006 und 2013. Dem Ex-Filmmogul werden Vergewaltigung, kriminelle sexuelle Handlungen und räuberische sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Weinstein beteuert, jegliche sexuelle Handlungen seien einvernehmlich erfolgt.