Macklowe-Sammlung:Museum im Angebot

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Harry und Linda Macklowe beim Gala-Dinner der Guggenheim-Stiftung im November 2015. Im Jahr darauf reichte das schillernde Paar die Scheidung ein. (Foto: Nicholas Hunt/Nicholas Hunt)

Picasso, Warhol, Rothko: In New York wird bald eine Kunstsammlung versteigert, die Rekorde brechen könnte. Die Auktion soll einen bitteren Scheidungskrieg beenden.

Von Moritz Geier

Wenn sich zwei streiten, dann streiten sich oft auch Dritte, vor allem, wenn es um sehr viel Geld geht. Wie derzeit im Scheidungskrieg zwischen dem New Yorker Immobilienmogul Harry Macklowe und seiner Ex-Frau Linda. Das Paar hatte 2016 nach 57 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht und heftig ums Vermögen gerangelt, zwei Jahre später entschied ein Richter, dass der Besitz der beiden im geschätzten Wert von zwei Milliarden US-Dollar bitteschön geteilt werden möge, und zwar genau zur Hälfte. Und weil zum Besitz der Macklowes eine hoch angesehene Kunstsammlung zählt, urteilte der Richter gleich mit, dass 65 der wertvollsten Bilder verkauft werden müssten, um eine faire Vermögensaufteilung zu gewährleisten.

Bei zwei Streitenden blieb es also nicht lange, mehrere Auktionshäuser wollten sich die lukrative Versteigerung sichern. Nach jahrelangem verbissenem Ringen und Zerren hat sich nun das Auktionshaus Sotheby's gegen seine Konkurrenten durchgesetzt. "Die Macklowe-Sammlung spielt in einer eigenen Liga als die großartigste Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst, die jemals auf den Markt gekommen ist", hat der Chef von Sotheby's, Charles Stewart, gerade verlauten lassen, der Verkauf werde "Geschichte schreiben". Nun sind zwar Auktionshäuser nicht gerade für einen gemäßigten Umgang mit Superlativen bekannt, aber dass die Macklowe-Sammlung von besonderem Wert ist, das würde dann doch kaum jemand bestreiten.

Makler, Bauunternehmer, Tycoon

Harry Macklowe fing in den 1960er-Jahren als Makler an, wurde Bauunternehmer, Investor, Tycoon. Zu seinen besten Zeiten gehörten ihm zahlreiche Großimmobilien in Manhattan, das General-Motors-Building am Central Park zum Beispiel, dessen Wert er vervielfachte, indem er Steve Jobs überredete, dort einen unterirdischen Apple-Store umzusetzen. Mit voller Wucht traf ihn dann 2008 die Wirtschaftskrise, der Investor hatte gerade mehrere Wolkenkratzer im Wert von fast sieben Milliarden US-Dollar zum großen Teil auf Pump erworben. Viele seiner Immobilien musste er damals verkaufen, um die Kredite zu begleichen.

Auch wenn das Forbes-Magazin ihn danach nicht mehr unter den Reichsten der Reichen listete, blieben die Macklowes große Namen im New Yorker Establishment. Weltweites Aufsehen erregte der Immobilieninvestor 2019, als er ein zwölf mal sieben Meter großes Porträt von sich und eines von seiner neuen Ehefrau Patricia Landeau an die Fassade eines Wolkenkratzers in Manhattan hängte. Der Boulevard deutete die Aktion aber eher nicht als schönen Liebesbeweis, sondern als listige Rache an der Ex-Frau, nach bitterem und wochenlangem Scheidungsstreit vor Gericht.

84 Quadratmeter - so riesig war das Poster von seiner Neuen, das Harry Macklowe seiner Ex-Frau im März 2019 direkt vor die Nase hängte. Linda Macklowe hatte sich kurz zuvor in dem Haus ein Appartment gekauft. (Foto: Christina Horsten/dpa)

Linda Macklowe zählt zu den bekannten Figuren in der New Yorker Kunstszene, sie sitzt im Kuratorium der Guggenheim-Stiftung und ehrenamtlich im Kuratorium des Metropolitan Museum of Art. Den Macklowes, beide heute über 80 Jahre alt, wird ein gutes Auge für Kunst nachgesagt, mehr als ein halbes Jahrhundert lang stellten die beiden eine Privatsammlung zusammen, die Meisterwerke beinahe aller großen modernen und zeitgenössischen Künstler enthält. Ein Gemälde von Mark Rothko ("No. 7"), so schätzen Experten, könnte mehr als 70 Millionen Dollar einbringen, genau wie die Skulptur "Die Nase" von Alberto Giacometti. Weitere Highlights: Andy Warhols "Nine Marilyns" von 1962, ein riesiges Cy-Twombly-Gemälde aus dem Jahr 2007 und Gerhard Richters "Seestück" von 1975.

Andy Warhols "Nine Marilyns", hier ein Ausschnitt, gehören zu den Highlights der Sammlung. (Foto: Courtesy of Sotheby's/AFP)

Mehr als 600 Millionen US-Dollar an Einnahmen verspricht sich Sotheby's für die 65 Bilder. Die bisher teuerste je verkaufte Kunstsammlung ist laut einem CNBC-Bericht jene von David und Peggy Rockefeller, versteigert 2018 für insgesamt 835 Millionen US-Dollar bei der Konkurrenz von Christie's, sie umfasste aber nicht nur Kunst, sondern auch Möbel, Juwelen und andere persönliche Gegenstände der Rockefellers. Die Versteigerung der Macklowe-Kollektion soll am 15. November dieses Jahres und im Mai kommenden Jahres stattfinden. Dann freut sich nach den vielen Streitereien am Ende ganz sicher doch noch jemand.

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