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Hannover: Urteil nach Pizzabäcker-Mord:"Höchste Schuld auf sich geladen"

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Der Mord an zwei Italienern während der Fußball-WM sorgte bundesweit für Entsetzen. Nun ist der 43-jährige Täter, der zwischenzeitlich in Mallorca untergetaucht war, zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden.

Es war ein scheinbar läppischer Streit über Fußball, doch er endete tödlich: Nach den Kopfschüssen auf zwei italienische Fußballfans im vergangenen Sommer muss ein psychisch kranker Frührentner aus Hannover für lange Zeit ins Gefängnis. Das Landgericht Hannover verurteilte den Mann zu einer Haftstrafe von 14 Jahren und 6 Monaten.

Der 43-Jährige nahm das Urteil völlig teilnahmslos hin. Er hatte gestanden, während der Fußball-WM im vergangenen Juli in einer Kneipe im Rotlichtviertel von Hannover einen Pizzabäcker und einen Koch erschossen zu haben. Er war mit den beiden darüber in Streit geraten, ob Deutschland oder Italien mehr Weltmeistertitel errungen hatte.

Auf eine lebenslange Haftstrafe verzichtete das Gericht, weil der Täter nach Aussage von Gutachtern durch Medikamente, zu viel Alkohol und Übermüdung in seiner Steuerungsfähigkeit erheblich eingeschränkt war. Zudem leidet er schon seit vielen Jahren an Depressionen, Angststörungen und Panikattacken.

Richter Wolfgang Rosenbusch erklärte, der Mann sei psychisch krank und alkoholabhängig. "Wer so schießt wie sie, der will töten", betonte der Richter aber auch. "Sie haben schwerste Schuld auf sich geladen."

Nach Verbüßung der Haftstrafe muss der 43-Jährige in eine Entziehungsklinik. Der Frührentner ließ zu Prozessbeginn über seinen Verteidiger ein Geständnis und eine Entschuldigung verlesen. Erklärungen für sein Handeln hatte er aber keine parat. Er berief sich darauf, einen Filmriss zu haben.

Die Opfer waren Zufallsbekanntschaften, die der Todesschütze in seiner Stammkneipe, der "Columbus"-Bar getroffen hatte - vor der Tat soll er dort nach Aussage von Zeugen mehrere Tage am Stück gezecht haben.

Die beiden Italiener hatten den Angriff nicht erwartet und waren völlig arglos. Nach den tödlichen Schüssen hatte der Frührentner die Tatwaffe in einen Müllcontainer geworfen und war zu seinem Stiefvater nach Mallorca geflüchtet. Später stellte er sich freiwillig.

Die Angehörigen der Opfer verfolgten den Prozess als Nebenkläger. Einige von ihnen waren dafür aus Italien angereist.

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