Süddeutsche Zeitung

Hannover:Totgeglaubter Junge taucht nach einem Jahr wieder auf

Seine Eltern dachten, er sei in der Ägäis ertrunken. Doch nun gab es ein Wiedersehen - dank eines Helfers aus Niedersachsen.

Überglücklich hat eine afghanische Familie in Hannover ihren vor einem Jahr auf der Flucht verloren gegangenen Sohn in die Arme geschlossen. Mahdi traf am Morgen mit dem Flugzeug aus der Schweiz ein. Dorthin hatte er sich mit einer anderen afghanischen Familie durchgeschlagen.

Rot-Kreuz-Helfer Rani Hijazi aus dem niedersächischen Uelzen, der mit seiner Familie einst selbst aus dem Libanon nach Deutschland flüchtete, hatte sich monatelang um das Schicksal des Jungen bemüht und ihn schließlich im Kanton Bern ausfindig gemacht.

"Ich bin sehr glücklich und freue mich, dass ich meine Eltern wiedersehen kann", sagte der zehnjährige Mahdi nach der Landung. "Das Gefühl ist unbeschreiblich", sagte seine Mutter. "Die Zeit für uns war sehr schwer", so der Vater. "Wie fühlt es sich an, wenn man ein Kind verliert und denkt, es ist gestorben?"

Im Gedränge war er verloren gegangen

Die Eltern von Mahdi Rabani hatten geglaubt, ihr Kind sei in der Ägäis ertrunken. Als die Familie sich im Januar 2015 zur Flucht aus Afghanistan entschloss, führte der Weg sie über die Türkei. In einem Wald warteten sie mit vielen anderen auf ein Boot, das sie auf die griechische Insel Lesbos bringen sollte. Im Gedränge ging Mahdi verloren, Eltern und Geschwister warteten vergeblich auf ihn.

Da andere Boote bei der Überfahrt gesunken waren, befürchtete die Familie das Schlimmste. Schließlich fuhr sie zurück in die Türkei und suchte den Zehnjährigen - vergeblich. Dann flohen sie ohne ihn nach Deutschland.

In Bad Bodenteich in der Lüneburger Heide fand die Familie eine neue Heimat. Dort soll Mahdi nun schnell in der Schule angemeldet werden. Und im Fußballverein.

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dpa/olkl/bepe
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