Hannover:Drei Blindgänger sorgen in Hannover für Geisterstimmung

  • 50 000 Menschen mussten am Sonntag ihre Wohnungen in Hannover verlassen, weil mehrere Weltkriegsbomben entschäft werden sollten.
  • Am Ende wurden drei Bomben gefunden, ursprünglich waren dreizehn Sprengkörper in dem Gebiet vermutet worden.
  • Ein Zehn-Zentner-Blindgänger bereitete Probleme und konnte nicht manuell entschärft werden.

Am frühen Nachmittag kreisen die Hubschrauber noch einmal über dem Sperrgebiet in Hannover. Mit Wärmebildkameras prüfen sie, ob doch noch jemand in einem der geräumten Häuser geblieben ist. Am Boden ist zu diesem Zeitpunkt am Sonntag der erste Schritt geschafft - die zweitgrößte Bombenräumung der Nachkriegszeit, bei der 50 000 Menschen ihre Wohnungen verlassen mussten.

Unter ihnen die Bewohner von sieben Alten- und Pflegeheimen sowie die Patienten einer großen Klinik. Mehr als 2400 Feuerwehrleute, Polizisten und andere Helfer waren im Einsatz, außerdem 180 Rettungs- und Krankenwagen, sowie zwölf Busse. Um sieben Uhr morgens hatten Polizei und Feuerwehr mit der Evakuierung begonnen - um 14 Uhr hatte sich der Norden der niedersächsischen Landeshauptstadt in eine Geisterstadt verwandelt.

Weniger Bomben als erwartet

Blieb noch das Problem unter der Erde. Ursprünglich waren dort 13 Bomben vermutet worden, an fünf Punkten hatte sich der Verdacht nach Sondierungsarbeiten verhärtet. Insgesamt wurden am Sonntagnachmittag drei Bomben gefunden, davon zwei britische Fünf-Zentner-Bomben und eine Zehn-Zentner-Bombe. Von den zunächst vermuteten fünf Weltkriegsbomben entpuppten sich zwei bei der Untersuchung am Sonntag als Metallschrott, wie ein Feuerwehrsprecher am Nachmittag mitteilte.

Wegen der Teilentwarnung konnte der Hauptbahnhof in Hannover doch vom Regional- und Fernverkehr genutzt werden. Ursprünglich hatten die Züge den Hauptbahnhof umfahren sollen. Nach Angaben der Bahn und der Stadt Hannover wurde die Bahnstrecke freigegeben, sodass der Hauptbahnhof wieder normal angefahren werden konnte. Ein Sprecher teilte mit, dass auch der S-Bahn-Verkehr nicht mehr eingeschränkt sei.

Für die Kampfmittelbeseitiger war der Einsatz in Hannover eine Herausforderung: "Wenn ich mehrere Blindgänger nacheinander entschärfen muss, ist das schon eine große körperliche und psychische Belastung. Aber die Leute sind gut drauf vorbereitet", sagte einer von ihnen der dpa.

Sonntagsausflug statt Notunterkunft

Am frühen Abend teilte die Stadt Hannover auf Twitter mit, dass eine der Bomben Probleme bereite: "Mindestens ein Blindgänger lässt sich nicht manuell entschärfen", heißt es in dem Tweet. "Das weitere Vorgehen wird derzeit geprüft."

Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass der Blindgänger kontrolliert gesprengt werden muss. Die Entschärfer können die Bombe möglicherweise auch mit Schneidwerkzeugen unschädlich machen. Wie lange die Entschärfung andauern würde, war zunächst unklar.

Die zwischenzeitlich wohnungslosen Hannoveraner machten zur selben Zeit lieber Ausflüge, als sich in den Notunterkünften aufzuhalten. Das Interesse daran sei verhalten, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Stattdessen nutzten die Betroffenen das von der Stadt angebotene Freizeitprogramm und besuchten Museen, Kinos oder den Zoo.

Eine größere Evakuierungsaktion als die in Hannover gab es in der Nachkriegszeit bisher nur in Augsburg: Dort waren im Dezember des vergangenen Jahres rund 54 000 Menschen von einer Bombenentschärfung betroffen.

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