Lößnitz (dpa/sn) - Zwei monumentale Porzellanskulpturen von Uli Aigner haben eine weite Reise hinter sich: Im chinesischen Jingdezhen von Hand geschaffen, gelangten die mehrere Hundert Kilogramm schweren Kunstwerke per Schiff nach Europa und waren zuletzt im Neuen Museum in Berlin zu sehen. Nun haben sie in Lößnitz im Erzgebirge eine dauerhafte Heimstätte gefunden. Damit sind sie die neuesten Zuwächse des „Purple Path“ - der Kunstparcours soll Chemnitz im Kulturhauptstadtjahr 2025 mit dem Umland verbinden.
2014 begann die in Berlin lebende Aigner ihr Mammutprojekt „One Million“ - eine Million Porzellanobjekte, winzig kleine ebenso wie übermenschlich große, sollen auf der Töpferscheibe entstehen. Die Standorte der Porzellanobjekte werden auf einer digitalen Weltkarte verzeichnet, jedes einzelne Objekt soll so in einem globalen Archiv erfasst werden. Mehr als 8000 solcher Skulpturen hat Aigner in Kooperation und Kommunikation mit anderen bisher geschaffen.
Doch das Vorhaben scheint zu groß für ein Menschenleben und soll daher auch nach ihrem Tod fortgeführt werden, wie die 58-Jährige der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dazu programmiere sie eine Künstliche Intelligenz. Der Chatbot soll das Projekt nach ihrem Tod in ihrem Sinne fortführen und dazu nur auf ihr eigenes Wissen zugreifen.
Mit dem neuen Standort der beiden Skulpturen in Lößnitz wird der Bogen zwischen Sachsen als Wiege des Europäischen Porzellans und China, wo schon Jahrhunderte zuvor das „Weiße Gold“ erfunden wurde, geschlagen. Kaolin als Rohstoff für die Porzellanproduktion in Meißen wurde den Angaben zufolge dereinst im Erzgebirge gewonnen, wo Aigners Kunstwerk am Samstag feierlich eingeweiht wurde.
„Item 3501“ sei rund 800 Kilogramm schwer, seine Form orientiere sich an einem niederösterreichischen Mostkrug, erklärte Aigner. Das Gefäß ist etwa 2,40 Meter groß und hat einen Durchmesser von mehr als einem Meter. Dagegen ist „Item 3502“ während des Brennvorgangs in sich zusammen gebrochen und steht skulptural verformt mit seinen etwa 1,50 Meter Höhe in Kontrast zu seinem vermeintlich intakten Pendant.
Mit Aigners Kunstwerk in Lößnitz wächst der „Purple Path“ weiter - eines der Leuchtturmprojekte von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025. Bisher wurden an verschiedenen Orten der Region Arbeiten von Tony Cragg, Friedrich Kunath, Nevin Aladağ, Tanja Rochelmeyer und Carl Emanuel Wolff installiert. Schon am kommenden Samstag gibt es den nächsten Zuwachs: Dann wird in Lichtenstein eine Arbeit des deutsch-türkischen Bildhauers İskender Yediler feierlich vorgestellt.
© dpa-infocom, dpa:230819-99-888636/3