Hamburg:Statiker urteilen: "Esso-Häuser" unbewohnbar

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Die Esso-Häuser am Spielbudenplatz. (Foto: dpa)

Die 100 Mieter der einsturzgefährdeten "Esso-Häuser" auf der Hamburger Reeperbahn dürfen nicht in ihre Wohnungen zurück. Tausende wollen gegen den Abriss und die befürchtete Gentrifizierung des Bezirks protestieren.

Die einsturzgefährdeten Hamburger "Esso-Häuser" können nicht mehr bewohnt werden. Daher hat das Bezirksamt Mitte am Dienstag an die Hamburger Wohnungswirtschaft und Eigentümer appelliert, so viele Ersatzwohnungen wie möglich anzubieten. Anfang des neuen Jahres sollen die etwa 100 Mieter zügig in alternativen Quartieren untergebracht werden, sagte ein Sprecher des Amtes.

Bei einer Gebäude-Prüfung am Montag waren in der Tiefgarage neue Haarrisse sowie Betonstaub entdeckt worden. Das seien Indizien für eine jüngste Bewegung. Spekulationen, ob laute Musik aus umliegenden Clubs und vom Spielbudenplatz dafür Auslöser war, ließen sich nicht verifizieren, sagte der Sprecher.

Nach Anordnung des Bezirksamtes sind die Häuser direkt an einer "Esso"-Tankstelle bei der Reeperbahn gesperrt. Sie waren in der Nacht zu Sonntag evakuiert worden. Bewohner hatten von wackelnden Wänden berichtet. Die etwa 100 Mieter sind zunächst bei Verwandten, Freunden oder in Hotels untergekommen. Der Antrag für eine Abbruchgenehmigung, gestellt vom Eigentümer Bayerische Hausbau (BG), wird derzeit im Bezirksamt geprüft. Ist sie erteilt, könnte nach Sicherung und Vorbereitung der geplanten Baustelle mit den Abrissarbeiten - vermutlich noch im ersten Quartal 2014 - begonnen werden.

Die Balkone der Häuser dürfen schon seit längerem nicht mehr betreten werden. (Foto: dpa)

Angst vor Gentrifizierung

Geplant ist seit längerem, dass die Häuser 2014 abgerissen werden und einem Neubau auf dem Gelände weichen. Gegen Luxussanierungen in traditionsreichen Hamburger Wohnvierteln gab es in der Vergangenheit Proteste. Für Samstag (21. Dezember) haben Linksalternative zu einer Demonstration aufgerufen, bei der sie sich auch für die "Esso-Häuser" sowie für das Kulturzentrum "Rote Flora" einsetzen wollen. Die Polizei erwartet mehr als 3000 Teilnehmer.

Die "Esso-Häuser" an der Reeperbahn sind seit Jahren Streitobjekt zwischen Bewohnern, Clubbesitzern, der Esso-Tankstelle und dem Besitzer des Grundstücks, der BG. Die erwarb den Gebäudekomplex am Spielbudenplatz 2009 und plant seither einen Neubau. Die Anwohner und Gewerbetreibenden protestieren seit längerem gegen diesen Vorschlag, weil sie fürchten, nach dem Umbau die Miete nicht mehr bezahlen zu können. Die Balkone waren bereits im Februar gesperrt worden.

Mit Absperrgittern sind die einsturzgefährdeten "Esso-Häuser" umstellt. (Foto: dpa)
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