Hamburg:Sohn auf Gleis gestoßen

Die Frau, die ihren Sohn vor einen fahrenden U-Bahn-Zug gestoßen hat, ist offenbar psychisch krank.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Notärzten und Polizei stand am Sonntagnachmittag vor der Hamburger Hochbahnstation Hoheluftbrücke, die Linie 3 zwischen der Innenstadt und dem Norden war stundenlang unterbrochen. Drinnen lag auf den Schienen ein elfjähriger Junge mit schweren Verletzungen. Vor den Zug gestoßen hatte ihn seine eigene Mutter.

Es war etwa 14.30 Uhr, als die U 3 Richtung Barmbek einfuhr. Am Bahnsteig warteten bei dem verregneten Wetter zahlreiche Passagiere. Auf einmal stieß die 31 Jahre alte Frau den Jungen an ihrer Seite nach unten, er wurde überrollt. "Nach Auswertung der Zeugenvernehmungen und der Bilder der Hochbahn ist die Polizei sicher, dass das Kind von der Mutter auf die Gleise gestoßen wurde", bestätigte ein Polizeisprecher am Montag. Das Kind war offenbar zwischen dem ersten und zweiten Waggon einklemmt, mit blutendem Kopf, der linke Fuß war abgetrennt. Eine Feuerwehrfrau sei unter den Zug zu dem Jungen gekrochen, er sei ansprechbar gewesen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Bahn musste unterdessen mit Muskelkraft vorsichtig zurückgeschoben werden. Der Patient wurde in die Universitätsklinik Eppendorf gebracht, am Montag war er außer Lebensgefahr. Er hat seinen Fuß verloren, über Einzelheiten seines Zustandes machen die Behörden vorläufig keine Angaben.

Die Täterin habe fliehen wollen, hieß es. Sie wurde festgenommen, befragt und unter polizeilicher Aufsicht in die Psychiatrie gebracht. Sie leide unter einer psychischen Erkrankung, berichtet ein Polizeisprecher. Die Mordkommission ermittle wegen des Verdachts eines Tötungsversuches. Ein Staatsanwalt muss entscheiden, ob Haftbefehl erlassen wird oder Unterbringungsbefehl, das wäre die Einweisung in eine geschlossene Anstalt. Der geschockte Fahrer der U 3 und Passanten wurden noch am Tatort psychologisch betreut. Eine Untersuchung des Unfallzuges habe ergeben, dass die Bremsen in Ordnung waren, sagte eine Sprecherin des Verkehrsunternehmens.

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