Hamburg:Mediziner: Vogelgrippe unwahrscheinlich

Der erste Vogelgrippe-Verdacht bei Menschen in Deutschland kann nach Angaben des Hamburger Tropeninstituts zunächst nicht bestätigt werden.

"Der klinische Befund im Bernhard-Nocht-Institut hat den Verdacht auf Vogelgrippe bisher nicht erhärtet", hieß es in der Erklärung. Das Ergebnis der molekularen Untersuchung auf das Influenza-Virus sollte am Dienstagmorgen vorliegen.

Tropeninstitut

Eine Frau mit Verdacht auf Infektion mit der Vogelgrippe wird ins Hamburger Tropeninstitut gebracht.

(Foto: Foto: dpa)

Die behandelnden Ärzte bezeichneten den Allgemeinzustand der Patientin am Nachmittag als gut. Sie solle zur Beobachtung im Tropeninstitut bleiben. Die zweite Frau war den Informationen zufolge als Begleiterin der Erkrankten aus Vorsichtsgründen aufgenommen worden und wurde ebenfalls untersucht.

Eine der Frauen war kürzlich von einem Urlaub in Thailand zurückgekehrt und klagte nun über grippeähnliche Symptome, sagte ein Feuerwehrsprecher. Ob es sich um Deutsche handelt, ist unklar.

Bei der Gesundheitsbehörde war nach Angaben des Sprechers Hartmut Stienen nichts von einem Verdachtsfall bekannt. Es gebe in Hamburg lediglich einen gemeldeten Influenza-Fall, hieß es.

Nach den ersten Hinweisen auf eine mögliche Weiterverbreitung der tödlichen Vogelgrippe unter Menschen wächst die Sorge über eine Epidemie mit weltweiter Verbreitung.

"Wenn sich bestätigen sollte, dass sich Menschen untereinander mit dem Geflügelvirus angesteckt haben, müssen wir überlegen, welche Maßnahmen wir jetzt noch treffen können, um unsere Bevölkerung zu schützen", sagte der Präsident des Berliner Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth, im ZDF.

Sollten sich die Hinweise auf eine Übertragung zwischen Menschen bestätigen, "haben wir ein neues Niveau der Gefährdung", sagte Kurth. Das Virus der Hühnerpest versuche sich an den Menschen anzupassen. Sollten sich die menschlichen Grippe-Viren mit den Viren der Geflügel-Grippe kreuzen, könnten sich die gefährlichen Eigenschaften ergänzen.

Der Generaldirektor des Internationalen Tierseuchen-Instituts (OIC), Bernard Vallat, sagte der Pariser Tageszeitung Le Monde, die aktuelle Hühnerpest-Krise müsse als "extrem gefährlich" eingestuft werden.

In den Krisengebieten sei "der Einsatz militärischer Mittel notwendig", sagte Vallat. Anders könne insbesondere in Vietnam nicht verhindert werden, dass das Geflügel aus den Risiko-Gebieten in benachbarte Gegenden gelange.

In den von der Vogelgrippe betroffenen asiatischen Ländern reichten die tiermedizinischen Dienste nicht aus, um rechtzeitig gegen eine solche Seuche einzuschreiten, beklagte Vallat. In Ländern wie Thailand und China gebe es keine klare Abgrenzung zwischen der industriellen Geflügelzucht und landwirtschaftlichen Familienbetrieben.

Die EU-Kommission schätzt das Gesundheitsrisiko für Menschen durch die in Asien grassierende Vogelgrippe weiter eher als gering ein. Ein Sprecherin sagte am Montag in Brüssel, noch sei eine Übertragung der Krankheit von Mensch zu Mensch nicht bestätigt. "Die wahre Gefahr besteht darin, mit infiziertem Geflügel in Kontakt zu kommen", sagte sie.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Sonntag von einer ersten möglichen Übertragung der Krankheit von Mensch zu Mensch berichtet.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: