Süddeutsche Zeitung

Hamburg:"König von St. Pauli" ist tot

Willy Bartels ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Der als "König von St. Pauli" bekannt gewordene Hamburger machte besonders mit Hotels ein Vermögen .

Der ungekrönte "König von St. Pauli" ist tot. Der Hamburger Immobilien-Unternehmer Willi Bartels starb am Montag im Alter von 92 Jahren. Er hatte sich bundesweit einen Namen gemacht, als er 1967 mit dem Eros-Center auf der Reeperbahn in St. Pauli das damals modernste Bordell Europas baute. Bartels sei am Morgen in das Krankenhaus Altona gebracht worden, weil er sich nicht wohl fühlte, und dort am Vormittag "friedlich eingeschlafen", ließ die Familie mitteilen.

Das letzte große Projekt des in Bad Harzburg geborenen Bartels war die Bebauung des ehemaligen Bavaria-Brauereigeländes in St. Pauli mit einem Hotel, Büros und Wohnungen. Er selbst zog im vergangenen Dezember aus dem noblen Blankenese zurück an den Kiez. "Ich bin auf St. Pauli groß geworden und möchte hier meinen Lebensabend verbringen", sagte Bartels damals einer Zeitung.

Der gelernte Schlachter machte im 1929 von seinem Vater gekauften Nachtlokal "Jungmühle" an der Großen Freiheit erste Bekanntschaft mit dem Immobilien- und Vergnügungsgeschäft. Dort lieferten sich kaum bekleidete Damen Ringkämpfe im Schlamm. 1937 hatte er es zum Geschäftsführer im "Tanzpalast" gebracht, hielt sich aus Rotlichtgeschäften aber heraus und machte sein Vermögen mit Immobilen.

Ein Herz für Menschen

Davon sammelte Bartels nach dem Krieg Hunderte in Hamburg und darüber hinaus - Hotels wie das "Hafen Hamburg", Wohnungen, Lokale, Theater und Kleinkunstbühnen. "Sparsamkeit, Fleiß, Disziplin und die Familie", sagte Bartels, seien die Grundlage des Erfolgs. "Der Familienzusammenhang ist das Wichtigste. Wenn das nicht stimmt, stimmt das ganze Geschäft nicht."

Noch in der vergangenen Woche saß der 92-Jährige an seinem Lieblingsplatz in der Bierstube des "Hotel Hafen Hamburg". Seit Jahren war ein schlichter Biertisch zum Zentrum seiner Geschäfte geworden. Die Verantwortung hatten längst die folgenden Generationen übernommen. Einen Meilenstein durfte Bartels vor ein paar Tagen noch miterleben. Sein Enkel begrüßte im neuen "Empire Riverside Hotel" auf dem Bavaria-Gelände die ersten Gäste.

Corny Littmann, Chef des Schmidt Theater und des Schmidt's TIVOLI sowie Präsident des FC St. Pauli, würdigte Bartels als große Persönlichkeit: "Mit dem Tod von Willy Bartels nehmen wir nicht Abschied von unserem Vermieter, sondern wir verlieren einen sehr, sehr guten Freund. Willy Bartels war aus jenem Holz geschnitzt, wo ein einmal gegebenes Wort galt, der ein Herz für Menschen hatte, die in Not geraten waren und auch uns in manch schweren Zeiten immer helfend zur Seite stand."

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dpa/cag/woja
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