Hamburg:Gericht stoppt Baumfällarbeiten für Flüchtlingsheim in Blankenese
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42 Bäume sollen im Hamburger Nobel-Stadtteil Blankenese gefällt werden - sie müssen einem Flüchtlingsheim weichen. Das ist zumindest der Plan der Stadt. Mehrere Anwohner haben ihn am Dienstag vorerst verhindert. Dutzende Autos blockierten die Zufahrt, die beauftragte Firma kam nicht an die Bäume heran.
Dass die Fällarbeiten nicht ohne Widerstand vonstatten gehen würden, hatte sich bereits am Montag gezeigt. Unbekannte hinderten eine Biologin daran, die zu fällenden Bäume mit Farbe zu markieren. Ihr seien die Spraydosen weggenommen worden. Später wurden 200 Bäume wahllos markiert.
Hintergrund: Pavillons für knapp 200 Flüchtlinge
Am Björnsonweg sollen bis Juli mehrere Pavillons für knapp 200 Flüchtlinge entstehen. Nach Auskunft des Zentralen Koordinierungsstabs Flüchtlinge hat es zuvor eine Umweltverträglichkeitsprüfung gegeben, danach wurde eine Baugenehmigung erteilt. Diese gilt bis April 2023. Bis dahin müssen die Gebäude wieder abgerissen und das Gelände aufgeforstet werden.
Stadt muss Bäume bis Freitag fällen
Die Stadt hat es eilig. Die reguläre Baumfällsaison ist bereits Ende März ausgelaufen. Es gibt eine Sondererlaubnis, die jedoch nur bis Freitag gilt, sonst ist eine erneute Prüfung nötig. Frühestens ab Juli wären dann Fällungen denkbar.
Jetzt hat das Verwaltungsgericht Hamburg die Baumfällarbeiten vorerst gestoppt. Eine Zwischenverfügung soll gelten, bis die Entscheidung über eine Anwohnerklage gefallen ist. Am Donnerstag wird das Verwaltungsgericht voraussichtlich über einen Eilantrag eines Anwohners auf vorläufigen Baustopp entscheiden. Anwalt Rüdiger Nebelsiek hat den Antrag des Anwohners eingereicht. Er kritisiert das Vorgehen der Behörden. Die Baugenehmigung sei überraschend schnell erteilt, Akteneinsicht verwehrt worden. Seine im Auftrag von Anwohnern eingereichte Stellungnahme habe kaum Berücksichtigung gefunden. So gebe es auf dem Grundstück zahlreiche schützenswerte Pflanzen und Tiere. Die Baugenehmigung kollidiere klar mit dem Europäischen Umweltrecht.
Beim städtischen Betreiber der Unterkünfte heißt es dagegen, ein Biologe habe bereits geprüft, ob Vögel in den Bäumen brüten. Seltene Pflanzen seien umgepflanzt worden, umweltrechtlich gebe es keine Bedenken.