Hallervordens Geständnis:Didi, der Dissident

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Kein Witz: Vor 51 Jahren plante der Komiker Dieter Hallervorden, den SED-Chef Walter Ulbricht zu ermorden. Das verriet er nun in einem Interview.

Es war im Jahr 1958. Dieter Hallervorden war gerade in den Westen geflohen. Außerdem hatte er sich einer Burschenschaft in West-Berlin angeschlossen - für ein Dach über dem Kopf.

Eine Freundin brachte ihn von den Mordplänen ab: Komiker Didi Hallervorden. (Foto: Foto: dpa)

Etliche Mitglieder der Burschenschaft waren ebenfalls aus dem Osten geflüchtet. Unter ihnen auch der spätere Psychotherapeut Kurt Eberhard. Mit ihm freundete sich Didi Hallervorden an.

Im Tagesspiegel hat der Komiker nun gestanden, dass die beiden überlegt hätten, wie man das verhasste SED-Regime im Osten beseitigen könnte und planten daraufhin ein Attentat. Die Pläne waren recht präzise: Sie wollten aus der fahrenden S-Bahn schießen, zwischen den Bahnhöfen Greifswalder Straße und Zentralviehhof in Prenzlauer Berg.

Ulbricht spielte in der Nähe öfter Tennis. Hallervorden sollte die Waffen besorgen. "Es war ein Dumme-Jungs-Plan", sagt Hallervorden heute. Eine Freundin hätte sie schließlich davon abgebracht. Hallervordens weitere Umsturzversuche hätten sich danach auf das Verteilen von Flugblättern beschränkt.

Der Komiker ist 1935 in Dessau geboren. Gemeinsam mit seinen Eltern wurde er in die kleine Harzstadt Quedlinburg evakuiert, bevor Dessau im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs versank.

Der Sketch "Palim, Palim" ist zum Inbegriff für Didi Hallervorden als Komiker geworden. Hallervorden selbst ist darüber weniger glücklich. Denn seriöses Kabarett hat einen großen Teil seines Schaffens ausgemacht. Er steht seit 1960 dem Berliner Kabarett Theater "Die Wühlmäuse" vor, das bekannt für sein politisches Kabarett ist.

Hallervorden begann sein Studium der Romanistik an der Humboldt-Universität in Ostberlin. Dort besuchte er unter anderem bei Victor Klemperer Vorlesungen. Nachdem er in den Westen floh, setzte er sein Studium in Westberlin fort. Zum Zeitvertreib wurde er Mitglied einer Theatergruppe. Den Entschluss, das Hobby der Schauspielerei zum Beruf zu machen, fasste er, als er bereits im Doktorandenseminar saß.

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