Haiti:Schweres Nachbeben löst Panik aus

Haiti kommt nicht zur Ruhe: Acht Tage nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe ist der Karibikstaat von einem neuen Beben der Stärke 6,1 erschüttert worden.

Acht Tage nach dem Jahrhundertbeben mit mehr als hunderttausend Toten ist Haiti erneut von einem schweren Erdstoß erschüttert worden. In Panik rannten die Menschen in der Hauptstadt Port-au-Prince auf die Straßen.

Haiti: UN-Soldaten laufen durch Haitis Hauptstadt Port-au-Prince.

UN-Soldaten laufen durch Haitis Hauptstadt Port-au-Prince.

(Foto: Foto: AFP)

Das Nachbeben ereignete sich um 6.03 Uhr Ortszeit (12.03 Uhr MEZ). Es habe die Stärke 6,1 gehabt, teilte das US-Erdbebenzentrum mit. Das Epizentrum habe etwa 60 Kilometer westlich von Port-au-Prince in knapp zehn Kilometern Tiefe gelegen. Es gab zunächst keine Informationen über Tote und Verletzte.

Bogdan Dumitru, Sicherheitsexperte von Care erlebte das Nachbeben in seinem Apartment: "Ich habe das Beben gefühlt. Es war stärker als alle anderen Nachbeben." Er wisse nicht, welchen Schaden die Mitarbeiter genommen hätten. "Wir sind direkt neben einem Camp für Obdachlose und als das Beben kam, konnte man Schreie aus dem Camp hören. Sie haben alles verloren, all ihre Häuser und sie sind verängstigt."

Am Dienstag vergangener Woche hatte ein Beben der Stärke 7,0 weite Teile des Karibikstaats zerstört. Haitianische Regierungsvertreter befürchten, dass 100.000 bis 200.000 Menschen bei dem Beben umgekommen sind. Bislang wurden 75.000 Tote in Massengräbern beigesetzt.

Trotz der verrinnenden Zeit finden Retter immer wieder Überlende. So wurde am Dienstag in Port-au-Prince eine ältere Frau aus den Trümmern bei der Kathedrale gezogen. Am Mittwoch bargen Helfer ein 23 Monate altes baby aus Trümmern eines Hauses im Süden des Landes.

Insgesamt sind 12.000 US-Soldaten zu Lande und zu Wasser im Einsatz. Präsident Rene Preval bezeichnete die Anwesenheit der Amerikaner gegen die Kritik seines venezolanischen Kollegen Hugo Chavez als notwendig für die Gewährleistung der Sicherheit bezeichnet.

Chavez hatte den USA vorgeworfen, Haiti unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe zu besetzen. Um die Verteilung der Hilfsgüter zu beschleunigen und Gewalt sowie Plünderungen einzudämmen, hat der UN-Sicherheitsrat den vorübergehenden Einsatz von zusätzlich 3500 Soldaten und Polizisten beschlossen. Die Friedenstruppe der Vereinten Nationen (UN) für Haiti besteht aus 9000 Soldaten.

Diese sind mittlerweile auch in andere Landesteile vorgedrungen, wo sie die Verteilung von Hilfsgütern überwachten. Problematisch ist nach wie vor die medizinische Versorgung der Opfer. In Leogane, wo das Epizentrum des Bebens lag, konnten viele Schwerverletzte bislang nicht operiert werden.

"Schon vor diesem Drama haben die Krankenhäuser kaum funktioniert. Sie können sich vorstellen, was jetzt los ist", sagte ein Überlebender. Gesundheitsexperten treten deshalb dafür ein, Haiti auch nach dem Ende der gegenwärtigen Krise weiter beizustehen.

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