Haiti nach dem Beben:Neue Hoffnung für Verletzte

Der Streit um die Behandlungskosten ist vorerst beigelegt: Das US-Militär fliegt verletzte Erdbebenopfer wieder in die USA. Viele Kinder, die von Schleppern außer Landes gebracht werden sollten, haben noch Angehörige.

Die USA fliegen wieder verletzte Erdbebenopfer aus Haiti aus. In einer Erklärung teilte das Weiße Haus mit, man habe Zusicherungen bekommen, dass in den USA und bei den internationalen Partnern zusätzliche medizinische Kapazitäten zur Verfügung stünden.

Haiti, Evakuierung, AP

Auf dem Weg zur Behandlung in den USA: Ein Baby mit Verbrennungen dritten Grades wird mit seiner Mutter zu einem Kinderkrankenhaus in Philadelphia geflogen.

(Foto: Foto: AP)

"Wir haben beschlossen, dass wir diese kritischen Flüge wieder aufnehmen können", hieß es weiter. Die US-Streitkräfte hatten vermutlich wegen eines Disputs über die Begleichung von Arztkosten die Evakuierung verletzter Erdbebenopfer in die USA gestoppt.

Seit vergangenem Mittwoch seien keine Haitianer mehr von der US-Luftwaffe ausgeflogen worden, hatte Hauptmann Kevin Aandahl am Samstag mitgeteilt und damit einen Bericht der New York Times bestätigt. Am Dienstag hatte der Gouverneur von Florida, Charlie Crist, die Regierung in Washington aufgefordert, für die medizinische Behandlung der Erdbebenopfer aufzukommen. Ärzte hatten die sofortige Wiederaufnahme der Evakuierungsflüge in die USA gefordert.

Verschleppte Kinder haben Angehörige

Indessen hat sich herausgestellt, dass viele der von mutmaßlichen einer Schlepperbande zur Grenze mit der Dominikanischen Republik gebrachten Kinder noch Angehörige in Haiti haben. Am Wochenende war eine Gruppe von US-Bürgern wegen Verdachts auf Kindesraub festgenommen worden, die mehr als 30 haitianische Kinder außer Landes bringen wollten.

"Die meisten Kinder haben noch Familie", sagte Vargas, zuständig für die Arbeit des Hilfswerks SOS-Kinderdorf in Zentralamerika, Mexiko und der Karibik. Das SOS-Kinderdorf in Croix-des-Bouquets in der Nähe von Port-au-Prince habe die Kinder nach der Festnahme der Erwachsenen aufgenommen. Die Information über die Kinder habe sie von der Sozialfürsorge. Auch im Gespräch mit den älteren, über sieben Jahre alten Kindern habe sich herausgestellt, dass ihre Eltern noch am Leben seien. Ein nur wenige Monate altes Mädchen sei wegen Unterernährung ins Krankenhaus gebracht worden.

Die Inhaftierten wiesen den Vorwurf des Menschenhandels von sich, vielmehr hätten sie nur helfen wollen. Sie gehören der christlichen Hilfsorganisation New Life Children's Refuge im US-Bundesstaat Idaho an. Angesichts der chaotischen Situation, in der sich die haitianische Regierung befinde, wollten ihre Mitarbeiter nur helfen, sagte die Chefin von New Life Children's Refuge, Laura Silsby, dem Fernsehsender CNN. Sie hätten absolut nichts mit Kinderhandel zu tun, sagte sie der US-Zeitung Idaho Press-Tribune. Es habe Missverständnisse mit den Unterlagen gegeben. Ein Vater einer der Inhaftierten sagte CNN, das einzige Ziel der Kirchenmitglieder sei es gewesen, zu helfen.

Lebensmittelverteilung ohne Rangeleien

Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen startete unterdessen einen neuen Versuch, in einer großangelegten Aktion Lebensmittel zu den Not leidenden Haitianern zu bringen. Soldaten der UN-Mission Minustah, der US-Armee und haitianische Polizisten überwachten die Verteilung. Zunächst wurden keine gewaltsamen Zwischenfälle bekannt.

Der WFP richtet 16 feste Verteilstellen in Port-au-Prince ein. In den kommenden beiden Wochen sollen auf diese Weise zwei Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden. Die haitianische Regierung hat das Weiterverkaufen von Lebensmittelhilfe für illegal erklärt. Viele Haitianer kritisieren den Einsatz der zahlreichen Sicherheitskräfte bei der Verteilung, weil sie Unruhe bei den Wartenden provozierten.

Bei früheren Aktionen war es mehrfach zu Ausschreitungen gekommen. Die Sicherheitskräfte hatten in die Luft geschossen, um die Menge einzuschüchtern.

Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele. Das dominikanische Rote Kreuz bringt Lebensmittel in kleinen Einheiten zu den Menschen. Und der Inhaber einer Pizzeria verteilt seit mehr als zwei Wochen Lebensmittel an Bedürftige in seinem Stadtteil. Obwohl keine Sicherheitskräfte im Einsatz sind, ist es dort bislang noch nicht zu Rangeleien gekommen.

Nach jüngsten Schätzungen sind bei dem Beben am 12. Januar 180.000 Menschen getötet und etwa 200.000 verletzt worden.

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