Hobby: Kugelschreiber sammeln:"Zur Not baue ich an"

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Klick and Collect auf ostfriesisch: Gerd Reck inmitten seiner Kuli-Sammlung. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Gerd Reck aus Ostfriesland sammelt Kugelschreiber. 150 000 Exemplare hat er schon, 500 000 sollen es werden, dann käme er ins Guinnessbuch. Und wie lebt es sich so in einem Haus, das aussieht wie ein Schreibwarenladen?

Von Oliver Klasen

Gerd Reck, 58, kann von Glück sagen, dass er nicht in einer beengten Großstadtwohnung wohnt, sondern auf dem platten Land, in Westrhauderfehn in Ostfriesland. Hier ist genug Platz für seine Kugelschreibersammlung. Sie liegen in Wohnzimmer-Vitrinen, stapeln sich in Kisten unterm Dach und füllen meterweise Regale in Recks Hobbyraum. Irgendwann will Reck der Mensch mit den meisten Kugelschreibern der Welt werden. Aber bis dahin dauert es noch. Die wohl größte bekannte Sammlung besitzt derzeit ein Däne. Sagt jedenfalls der Club der Kugelschreibersammler Deutschlands. Jawohl, so etwas gibt es.

SZ: Guten Tag, Herr Reck.

Gerd Reck: Moin!

Ein ehemaliger Bundeskanzler gleichen Vornamens wird in Anspielung auf sein Engagement bei einem russischen Staatskonzern manchmal böse-ironisch "Gas-Gerd" genannt. Werden Sie "Kuli-Gerd" genannt?

Nee, hat noch nie einer gesagt. Hätte aber nichts dagegen.

Sie besitzen 150 000 Kugelschreiber. Wann ist ein Exemplar würdig, in Ihre Sammlung aufgenommen zu werden? Gibt es auch Kulis, bei denen Sie sagen, der ist mir zu gewöhnlich?

Jeder Kugelschreiber, den ich noch nicht habe, ist sammelwürdig.

Der muss also nicht besonders geformt sein?

Nö. Hauptsache, ich habe ihn nicht doppelt. Das müssen schon Einzelstücke sein.

Und woher wissen Sie, dass Sie einen neuen Kuli in der Hand halten? Sie können ja unmöglich alle 150 000 Exemplare im Kopf haben. Oder haben Sie die alle katalogisiert?

Nö. Aber wenn ich einen wirklich außergewöhnlichen Kugelschreiber kriege, dann weiß ich einfach, ob ich den schon habe oder nicht. Ich sammle nur heile Kugelschreiber, aber schreiben können müssen sie nicht, die trocknen nach einiger Zeit sowieso aus.

Ihr erster Kuli war ein Kuli von einem bekannten Schokoriegelhersteller.

Schwarz mit roter Schrift, mit kleinen Perlen an der Seite. Das hat mich fasziniert. Mit diesem Kuli hat mein Hobby vor 27 Jahren angefangen.

Kugelschreiber Nummer eins, mit diesem eher schlichten Stift fing alles an. Reck hat auch aufwendigere Exemplare in seiner Sammlung, mit Sound oder Beleuchtung. (Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Wie kommen Sie an neue Kulis?

Ich halte auf Flohmärkten Ausschau. Ich bringe mir welche von unterwegs mit, oder Freunde bringen mir welche mit, von ihren Reisen. Ich besitze Kugelschreiber aus der ganzen Welt, aus Polen, aus Ägypten, aus China, aus Japan, aus Amerika. Und einmal stand bei uns hier in der Lokalzeitung ein Artikel über mich. Danach habe ich so viele Kugelschreiber zugeschickt bekommen, es war der Wahnsinn!

Ihr Haus muss mittlerweile ganz schön voll sein.

Es geht noch. Man kann schon noch drin wohnen. In der Stube habe ich eigentlich nur zwei Vitrinen. Der Rest steht woanders.

Wohnen Sie alleine? Oder müssen Sie jemanden fragen, in welche Ecke Sie die Kugelschreiber stellen dürfen?

Nee, ich muss Gott sei Dank niemanden fragen. Die Kinder sind alle groß. Vor einem Jahr ist mein Sohn mit seiner Freundin zusammengezogen, so ist im ersten Stock ein Zimmer frei geworden. Da stehen jetzt 50 000 Kugelschreiber.

Sie wollen ins Guinnessbuch und derjenige Mensch sein, der weltweit am meisten Kugelschreiber besitzt. 500 000 wären das. Noch mal 350 000 mehr als jetzt. Passen die denn in Ihre Wohnung?

Müssen sie. Zur Not baue ich an. Hinterm Haus ist noch etwas Platz. Bei mir is dat ja so: Man soll die Kugelschreiber sehen, die ich habe. Die sollen nicht in Kartons verpackt sein.

Nach welchem System sind die Kulis denn geordnet?

Es gibt mehrere Systeme.

Erzählen Sie!

Die, die ich aus dem Urlaub bekomme, da habe ich ein Schildchen dran getan. Sonst weiß man später gar nicht, woher der kam. Wenn ich einen aus Amerika kriege, dann kommt der in die Amerika-Abteilung. Ich sortiere aber auch nach Farben oder Formen. Mir ist schon klar: Dieses Hobby ist nicht für jeden geeignet. Aber alle, die die Sammlung bisher gesehen haben, waren begeistert.

Haben Sie mal dran gedacht, ein Museum aufzumachen?

Wäre 'ne Überlegung. Aber ich muss noch ein paar Jahre arbeiten. Wenn ich in Rente bin, vielleicht. Dann hätte ich mehr Zeit.

Sie sind Schweißer von Beruf. Nicht gerade der Job, in dem man viele Kugelschreiber braucht, oder?

Stimmt. Auf der Arbeit brauche ich nur einen einzigen. Aber die Kollegen, das habe ich vorhin vergessen, sind auch noch eine gute Möglichkeit, um an neue Kulis zu kommen.

Sie nehmen Ihren Kollegen die Kulis weg?

Oh Gott, nein. Ich tausche mit denen! Kulis, die ich woanders bekomme, aber schon doppelt habe.

Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen einen Kugelschreiber von der Süddeutschen Zeitung . Hat keine Perlen, glaube ich. Aber immerhin ist er schön grün.

Oh ja, den nehme ich sehr gerne. Danke!

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