Süddeutsche Zeitung

Günther Jauch:Ja zur Ehefrau, nein zur Presse

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Eines der beliebtesten TV-Gesichter Deutschlands will heiraten und keiner soll darüber berichten. Der Quizmaster pocht auf das Recht auf ein "Mindestmaß an Privatsphäre" - sein Anwalt setzte schon mal ein Fax an die Redaktionen des Landes auf.

Am besten wäre es gewesen, der Bild-Reporter hätte nicht am Tor seines Hauses geklingelt, lässt Günther Jauch über seinen Anwalt Christian Schertz ausrichten. "Herr Jauch wünscht das nicht." Geärgert habe sich der RTL-Moderator besonders darüber, dass der Bild-Mann durch den Zaun Jauchs neunjährige Tochter befragt hätte.

Diese sei, so schildert es Schertz, aus der Tür getreten. "So", sagt Schertz, "hat die Tochter von der Hochzeit erfahren, obwohl die Eltern es noch geheim halten wollten. Es sollte kein großes Thema in der Schule werden." Ein Sprecher der Bild-Zeitung dementierte am Mittwoch, dass der Reporter mit dem Kind über die Hochzeit gesprochen habe. "Aber vielleicht hat er ja ,Guten Tag' gesagt."

In der Montagsausgabe dieser Woche hatte Bild auf dem Titel verbreitet, dass Jauch im Sommer seine langjährige Freundin Thea Sihler heiraten werde. Erwähnt wurden auch Einzelheiten des Hochzeitsablaufes, die Jauch nicht der Öffentlichkeit preisgeben wollte. Medienjurist Schertz setzte in Jauchs Auftrag ein Fax an die Redaktionen des Landes auf.

"Unsere Klienten", heißt es, wünschten "(...) keinerlei Berichterstattung über Details ihrer Hochzeit, Örtlichkeiten etc." Für den Fall, dass "das erklärte Ansinnen nicht respektiert" werde, sei mit rechtlichen Schritten zu rechnen.

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) reagierte ungewöhnlich scharf. Der VDZ beklagt eine Einschränkung der Pressefreiheit. Schertz weist das zurück. Sein Brief sei kein "Verbot dem Grunde nach", über die Hochzeit zu berichten. Allerdings genieße Jauch das Recht auf "ein Mindestmaß an Privatsphäre". Da der VDZ auch die Interessen der People-Magazine und der Yellow-Press vertritt, für die Hochzeiten Höhepunkte sind, steht der Konflikt im Raum.

Der Berliner Medienanwalt Johannes Weberling findet, es liege ein öffentliches Interesse an allgemeinen Meldungen über Jauchs Hochzeit vor. Jauch habe ja Aspekte seines Privatlebens, seinen Umzug nach Potsdam, selbst öffentlichkeitswirksam eingesetzt. Damit habe er einen Teil seiner Privatsphäre sozialisiert: "Bei seiner Hochzeit will er aber offenbar plötzlich wieder absoluter Privatmann sein."

Schertz möchte im Sinne Jauchs "eine stalking-artige Berichterstattung vermeiden". Hubschrauber über Potsdam, überm Traualtar? Das kann man sich ja dann doch nicht vorstellen.

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Quelle:
SZ vom 30.03.2006
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