Nach dem gewaltigen Vulkanausbruch mit Dutzenden Toten in Guatemala werden noch immer fast 200 Menschen vermisst. "Wir haben eine Zahl der Vermissten - es sind 192", sagte der Leiter des Katastrophenschutzes, Sergio Cabañas, am Dienstagabend (Ortszeit). "Wir kennen ihre Namen, ihr Alter und aus welchen Dörfern sie stammen." Die Rettungskräfte suchten auch zwei Tage nach dem Ausbruch an den Hängen des Volcán de Fuego (Feuervulkan) weiter nach Verschütteten.
Nach der heftigen Eruption am Sonntag waren mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen. Viele verbrannten offenbar oder erstickten an giftigen Gasen. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigt. Bei den Bergungsarbeiten bot sich den Einsatzkräften ein schrecklicher Anblick: In einigen Häusern im Katastrophengebiet entdeckten sie ganze Familien, die bei dem Unglück ums Leben kamen.
"Der Ausbruch war der stärkste seit vielen Jahren", sagte der Direktor des guatemaltekischen Instituts für Vulkanologie, Eddy Sánchez. In den extrem schnell fließenden Strömen aus Asche, Gas, Gestein und Lava, die an der Bergflanke hinabgleiten, könnten die Temperaturen bis zu 400 Grad erreichen.
Am Dienstag mussten die Helfer die Sucharbeiten vorübergehend einstellen, weil der Vulkan sich wieder regte. Nach einer erneuten Explosion wälzte sich Lava den Südhang des Berges hinab, wie der Katastrophenschutz des mittelamerikanischen Landes mitteilte.
Zudem wurde ein dichter Rauch- und Aschevorhang erwartet, wie das Institut für Vulkanologie des lateinamerikanischen Landes auf Twitter erklärte. Der Lavastrom könne heiße Gase absondern, weshalb das Gebiet unbedingt gemieden werden sollte.
Sechs Ortschaften im Gefahrengebiet wurden nach Angaben des Katastrophenschutzes evakuiert. Ärzte, Helfer und Journalisten wurden aus der Region um den Feuervulkan in Sicherheit gebracht, wie die Feuerwehr von Guatemala-Stadt auf Twitter mitteilte.
Das katholische Hilfswerk Caritas richtete drei Notunterkünfte ein. "Diese Naturkatastrophe hat ausgerechnet zwei der ärmsten und abgelegensten Dörfer der Region am schwersten getroffen", sagte der Referatsleiter für Lateinamerika, Claudio Moser. "Das Hauptaugenmerk unserer Helfer vor Ort gilt derzeit der Bergung der unzähligen Verschwundenen."
Unterdessen kämpfen die Ärzte weiter um das Leben der Verletzten. 33 Patienten mit Verbrennungen dritten Grades wurden in den Krankenhäusern der Region behandelt, wie Gesundheitsminister Carlos Soto am Dienstag sagte. Am Mittwoch sollten mindestens sechs Schwerverletzte in Spezialkliniken in die USA gebracht werden.
Der Volcán de Fuego ist einer von drei aktiven Vulkanen in dem mittelamerikanischen Land. Seit 2002 ist der etwa 3700 Meter hohe Berg wieder verstärkt aktiv. Erst im Mai brach der Vulkan aus und löste eine Schlammlawine aus.