Guatemala:Ex-Soldat zu 5160 Jahren Haft verurteilt

Santos Lopez Alonzo

Santos Lopez (Archivbild aus dem Jahr 2016) bei einer Gerichtsanhörung in Guatemala-Stadt.

(Foto: AP)
  • Es ist ein symbolisches Strafmaß, das die Richter in Guatemala-Stadt für den 66-jährigen früheren Soldaten verhängt haben.
  • Santos López wird vorgeworfen, an der Auslöschung des Dorfes Dos Erres im Jahr 1982 mitbeteiligt gewesen zu sein.
  • Für jedes Opfer, an dessen Tod er beteiligt gewesen sein soll, verhängte das Gericht 30 Jahre Haft.

Ein Gericht in Guatemala hat einen früheren Soldaten wegen dessen Rolle bei einem Massaker an 171 Dorfbewohnern während des Bürgerkriegs zu 5160 Jahren Haft verurteilt. Der 66 Jahre alte Santos López Alonzo habe sich des Mordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht, hieß es in der Urteilsbegründung vom Mittwoch. Für letzteren Tatbestand wurden noch einmal 30 Jahre Strafe hinzugerechnet.

López Alonzo wurde vorgeworfen, einer Eliteeinheit namens "Kaibiles" angehört zu haben. Diese hat im Jahr 1982 im Ort Dos Erres im Norden des Landes Gräueltaten verübt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft suchten die Soldaten in Dos Erres nach 20 Gewehren, die Guerilla-Kämpfer der Armee zuvor gestohlen hatten. Bei dem Überfall waren 19 Soldaten getötet worden. Die Suche der Eliteeinheit blieb jedoch ergebnislos. Daraufhin sollen die Soldaten Männer und Frauen getrennt haben. Die Männer wurden gefoltert und ermordet, die Frauen und Mädchen vergewaltigt. Die Leichen seien in einen Brunnen geworfen worden.

Außerdem legten die Richter López Alonso zur Last, den damals fünfjährigen Ramiro Antonio Osorio Cristales nach der Ermordung seiner Familie entführt und illegal adoptiert zu haben. Osorio Cristales ist einer von nur zwei Überlebenden des Massakers, wie das das Canadian Centre for International Justice (CCIJ) dokumentiert hat. Er galt in dem Aufarbeitsprozess der Geschehnisse in Dos Erres als wichtiger Zeuge. Seine Lebensgeschichte war auch Vorlage für den Steven-Spielberg-Film "Finding Oscar".

Vor zwei Jahren war López Alonzo von den USA an Guatemala überstellt worden. Zuvor hatte die guatemaltekische Justiz einen internationalen Haftbefehl gegen ihn erwirkt. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP während seiner Abschiebehaft in Kalifornien bestritt er eine Verwicklung in die ihm vorgeworfenen Verbrechen. Bei den Streitkräften sei er lediglich Bäcker gewesen. Zwar sei er als Bewacher von Frauen und Kindern abgestellt worden, doch hätten andere Soldaten das Massaker verübt.

Laut einer UN-Wahrheitskommission wurden im guatemaltekischen Bürgerkrieg von 1960 bis 1996 rund 200 000 Menschen umgebracht, 45 000 weitere verschwanden spurlos. Für die Tötungen waren demnach fast ausschließlich die Streitkräfte und mit ihnen verbündete Paramilitärs verantwortlich.

In weiteren Verfahren wurden bereits drei weitere Mitglieder der "Kaibiles"-Einheit zu symbolischen Haftstrafen von mehr als 6000 Jahren verurteilt. Ebenso wie der nun verurteilte López Alonzo werden sie bis zu 50 Jahre davon verbüßen müssen. Das ist nach guatemaltekischem Recht die Maximalstrafe, die ein Verurteilter im Gefängnis bleiben darf. In 50 Jahren wäre López Alonzo 116 Jahre alt.

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