Gruppenvergewaltigung in Indien:Hauptangeklagter tot aufgefunden

Der Hauptverdächtige im Prozess um die brutale Vergewaltigung einer Studentin in Indien ist tot in seiner Gefängniszelle gefunden worden. Laut einem Gefängnisvertreter handelt es sich um Suizid. Der Verteidiger des Toten spricht dagegen von einer Verschwörung.

Der Hauptangeklagte im Fall der tödlichen Vergewaltigung einer Inderin ist tot in seiner Zelle aufgefunden worden. Der 35-Jährige habe sich erhängt, sagte Sunil Gupta, Vertreter des Tihar-Gefängnisses in Neu Delhi, der Nachrichtenagentur AFP.

Die Familie der 23-jährigen Frau, die im Dezember von sechs Tätern vergewaltigt und schwer misshandelt worden war, warf den Behörden nachlässige Sicherheitskontrollen vor. Der Vater der Medizinstudentin, die im Beisein ihres Freundes so brutal vergewaltigt worden war, dass sie wenige Tage später starb, kritisierte die Behörden.

"Wie konnten sie ihn die Art wählen lassen, auf die er sterben wollte?", sagte er. Die Polizei habe versagt und er frage sich, wie es mit dem Verfahren weitergehen werde. Die Mutter der Toten zeigte sich ebenfalls schockiert. Sie habe Gerechtigkeit für ihre Tochter gewollt, aber nun sei der Hauptangeklagte tot, sagte sie.

Ein ranghoher Polizeibeamter versicherte, dass die Selbsttötung keinen Einfluss auf das Gerichtsverfahren haben werde. Dieses werde fortgeführt, sagte er. Ein weiterer Polizeivertreter sagte, die Leiche des Gefangenen sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Dort hätten Ärzte noch versucht, den Mann wiederzubeleben, dies sei aber vergeblich gewesen.

Anwälte: Angeklagte wurden von anderen Insassen gefoltert

Zunächst hieß es, der Hauptverdächtige habe in einer Einzelzelle gesessen. In einem späteren Statement des Gefängnissprechers Sunil Gupta war laut der Nachrichtenagentur dpa die Rede von drei weiteren Gefängnisinsassen, die ebenfalls in der Zelle untergebracht gewesen sein sollen. In den Zellen gibt es demnach keine Überwachungskameras, die Insassen werden direkt von den Sicherheitskräften überwacht.

Die Verteidiger der insgesamt fünf in dem Fall Angeklagten hatten mehrfach erklärt, ihre Klienten würden im Gefängnis von anderen Insassen auf Geheiß der Polizei gefoltert. Der Tod von Ram Singh sei "eine durchgeplante Verschwörung", sagte sein Anwalt der Nachrichtenagentur dpa. Sein Klient sei nicht depressiv gewesen und habe vor einigen Tagen noch seine Familie getroffen. Anand sagte, er habe bei Gericht darum gebeten, dass die Sicherheitsvorkehrungen für die fünf Angeklagten erhöht werden.

Der Angeklagte galt als Anführer der Gruppe von sechs Männern, die sich vor Gericht wegen der Misshandlung der Frau verantworten müssen. Wegen der Tat sind noch weitere vier Männer unter anderem wegen Mordes angeklagt. Ihnen droht die Todesstrafe. Ein 17-Jähriger steht vor einem Jugendgericht. Die Tat hatte wegen ihrer Brutalität für Empörung im In- und Ausland gesorgt und in Indien eine Debatte über den Schutz von Frauen ausgelöst.

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