Sachsen:Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden

  • Am frühen Montagmorgen sind Einbrecher in Dresdens Schatzkammer Grünes Gewölbe eingedrungen.
  • Drei Diamantgarnituren aus dem 18. Jahrhundert sind von dem Diebstahl betroffen.
  • Die Garnituren sollen vor allem historisch und kulturell von unermesslichem Wert sein. Der materielle Wert wurde allerdings nicht genannt.

In Dresdens Schatzkammer Grünes Gewölbe ist am frühen Montagmorgen gegen fünf Uhr eingebrochen worden. Der Einbruch betrifft den historischen Teil der wertvollen Sammlung. Der Polizei zufolge sind drei Diamantgarnituren aus dem 18. Jahrhundert gestohlen worden. Die Täter sind über ein Fenster eingestiegen, haben ein Gitter durchtrennt und sind weiterhin flüchtig.

Wie Volker Lange, Chef der Dresdener Kriminalpolizei, bei einer Pressekonferenz mitteilte, hat eine Videokamera den Einbruch aufgezeichnet. Sicherheitsmitarbeiter des Museums hätten die Einbrecher auf einem Video gesehen und die Polizei alarmiert. Als die Beamten am Tatort eintrafen, waren die Täter bereits geflüchtet. In dem Video seien zwei Personen zu erkennen, die gezielt auf eine Vitrine aus Sicherheitsglas zugehen und diese einschlagen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass weitere Tatverdächtige beteiligt gewesen seien. Noch im Laufe des Montags will die Polizei Fahndungsfotos der mutmaßlichen Täter veröffentlichen.

Die Ermittler prüfen derzeit noch, ob ein Brand an einem Elektroverteiler in der Nähe des Tatorts in Zusammenhang mit dem Einbruch steht. Auch der Fall eines brennenden Autos in der Nähe des Tatorts könnte möglicherweise etwas mit dem Diebstahl zu tun haben.

Die drei gestohlenen Schmuckgarnituren bestehen aus mehr als 90 Einzelteilen. Wie viele davon tatsächlich gestohlen wurden, konnte das Museum bislang noch nicht sagen. Die besondere Bedeutung der Garnituren liege weniger im Materialwert als in der Vollständigkeit des Ensembles. Zum Wert des Diebesguts konnte Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, deshalb keine Angaben machen. "Wir können es nicht in einem Wert auflösen, weil es unverkäuflich ist", so Ackermann. Es gebe nirgendwo in Europa eine vergleichbare Juwelengarnitur, sagte Dirk Syndram von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zeigt sich bestürzt über den Einbruch. "Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen!", sagte Kretschmer. "Die Werte, die im Grünen Gewölbe und im Residenzschloss zu finden sind, sind von den ‎Menschen im Freistaat Sachsen über viele Jahrhunderte hart erarbeitet worden", betonte der Ministerpräsident. "Man kann die ‎Geschichte unseres Landes, unseres Freistaates nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und ‎die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens." Mit so einem Ereignis habe man "beim besten Willen" nicht gerechnet.

Seit der Wiedereröffnung im September 2006 gehört das Grüne Gewölbe zu den Besuchermagneten Dresdens. Ihren Namen verdanken die Räume malachitgrünen Abfärbungen einzelner Bauteile. Das 1723 bis 1729 eingerichtete Prunkstück der Kunstsammlung des legendären Kurfürst-Königs Augusts des Starken (1670-1733) gilt als eine der reichsten Schatzkammern und eines der ältesten Museen Europas. Drei der acht Räume aus dem 18. Jahrhundert waren den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg 1945 zum Opfer gefallen.

Inzwischen wird die Schatzkammer in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoss des Residenzschlosses in den authentisch wiederhergestellten Räumen der Sammlung. Eine Etage weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstücke.

Eines der wertvollsten Stücke des Grünen Gewölbes wird derzeit im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt - der Grüne Diamant. Das Hut-Schmuckstück mit dem einzigartigen Stein von 41 Karat und natürlicher Färbung gilt als spektakulärste Leihgabe der Ausstellung "Making Marvels: Science and Splendor at the Courts of Europe" des Metropolitan Museum of Art.

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