Großrazzia nach Hilferuf:"Hilfe, ich werde festgehalten"

Weil ein Zettel mit der Botschaft "Hilfe, ich werde festgehalten" gefunden wurde, hat die Polizei in Ludwigshafen 300 Wohnungen durchsucht. Ohne Erfolg - bisher gibt es keine Hinweise auf eine Entführung, doch die Polizei nimmt die Botschaft weiterhin sehr ernst.

Beate Wild

Nach dem Fund eines Zettels mit einem aufgeschriebenen Hilferuf hat die Polizei in Ludwigshafen eine Großrazzia durchgeführt. Rund 150 Polizisten durchsuchten am Dienstagabend mehr als 300 Wohnungen und überprüften etwa 500 Personen. Ergebnislos - einen Hinweis auf eine Entführung fanden die Ermittler nicht.

Großrazzia nach Hilferuf: Wegen eines Hilferufs auf einem Zettel durchsuchte die Polizei in Ludwigshafen mehr als 300 Wohnungen.

Wegen eines Hilferufs auf einem Zettel durchsuchte die Polizei in Ludwigshafen mehr als 300 Wohnungen.

(Foto: Foto: ap)

"Wir haben den Zettel sehr ernst genommen und schließen ein Verbrechen auch weiterhin nicht aus", sagte Polizeisprecherin Simone Eisenbarth zu sueddeutsche.de.

Eine Frau hatte am Montag einen Zettel mit der Botschaft "Hilfe, ich werde festgehalten" im Stadtteil Hemshof gefunden. Außerdem sei auf dem Zettel ein Straßenname genannt worden, berichtete Eisenbarth. Nach richterlicher Anordnung wurden alle Häuser in der Straße überprüft.

"Wir sind mit Durchsuchungsteams in den Wohnungen gewesen und haben die Räumlichkeiten angeschaut", sagte Eisenbarth. "Dort, wo die Wohnungen nicht geöffnet wurden, ist die Polizei mit dem Schlüsseldienst gekommen und hat die Wohnungen geöffnet."

Die meisten Bewohner hätten sich kooperativ gezeigt. "Doch in einigen Wohnungen war niemand zu Hause, diese mussten natürlich trotzdem geöffnet werden", erklärte Eisenbarth.

Den Einsatz hält die Polizei in Ludwigshafen nach wie vor für richtig. "Gerade aufgrund der Erfahrungen mit anderen Fällen mussten wir davon ausgehen, dass jemand gegen seinen Willen in einer der Wohungen festgehalten wird", sagte Eisenbarth.

Jetzt will Polizei und Staatsanwaltschaft weiteren Anhaltspunkten nachgehen, Befragungen im Umfeld durchführen und überprüfen, ob irgendwo eine Person vermisst wird.

"Der Zettel wird momentan von Spezialisten auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersucht", sagte Eisenbarth. Auch werde eine Schriftanalyse durchgeführt.

Sollte sich herausstellen, dass der Hilferuf auf dem Papier nur ein Scherz war, wird das ernste Konsequenzen für den Zettelschreiber haben: Er wird dann angeklagt wegen Vortäuschen einer Straftat und muss die Kosten des Großeinsatzes - eine mindestens fünfstellige Euro-Summe - bezahlen.

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