Kinderbetreuung:Nicht ohne Oma und Opa

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(Foto: Stockbroker RF/mauritius images)

Eine neue Studie zeigt, wie wichtig Großeltern bei der Kinderbetreuung sind. Sogar in der Pandemie musste die ältere Generation anpacken.

Von Verena Mayer

Dass es gut ist, bei der Familienplanung auch daran zu denken, welche Rolle die zukünftigen Großeltern spielen werden, wissen die meisten Menschen mit Kindern. Nun ist es auch wissenschaftlich erwiesen, dass ohne Oma und Opa in den Familien nicht viel läuft. In einer groß angelegten Studie haben Wissenschaftlerinnen am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung repräsentative Datensätze der Jahre 1997 bis 2020 ausgewertet und herausgefunden, dass Großeltern eine entscheidende Rolle bei der Kinderbetreuung spielen - und das, obwohl in den vergangenen Jahren Krippen und Kitas immer weiter ausgebaut wurden. Die Großeltern sind zunehmend Teil eines Betreuungsmix aus Krippe, Kita, Hort oder Ganztagsschule.

So wird etwa ein Drittel der Krippenkinder regelmäßig von den Großeltern beaufsichtigt, bei Kindern im Grundschulalter ist es noch ein Fünftel. Insgesamt sind Großeltern durchschnittlich acht Stunden die Woche im Enkeldienst, wobei sie vor allem am Nachmittag und bei Betreuungsengpässen gefragt sind, also wenn die Kinder krank werden oder die Kita geschlossen hat. Die Großmütter springen dabei zu 60 Prozent ein, die Großväter immerhin zu 40 Prozent.

Überraschende Pandemie-Effekte

Die Studie, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde, enthält viele Details zum Alltag deutscher Familien. Dass es etwa vor allem die Großmütter mütterlicherseits sind, die sich kümmern, und dass sich Familien ganz generell wünschen, mehr von den Großeltern zu haben oder näher an ihnen dran zu sein. Dass es kaum Unterschiede zwischen West und Ost gibt, auch im mit Kitas traditionell gut versorgten Ostdeutschland sind Großeltern über die Jahre konstant im Einsatz. Nur in Familien mit Migrationshintergrund verbringen Kinder weniger Zeit mit Oma und Opa. Das liegt daran, dass in vielen dieser Familien die ältere Generation schlicht fehlt, weil etwa die Eltern alleine eingewandert oder geflüchtet waren.

Was sich aus der Einsatzbereitschaft der älteren Generation ergebe, sei klar, sagt die Soziologin und Ökonomin Katharina Spieß. Zum einen würden die Eltern entlastet, vor allem die Mütter, auf denen nach wie vor die Hauptlast der Kinderbetreuung liege. Deren Zufriedenheit mit ihrer verfügbaren Zeit steigt der Studie zufolge um ganze 14 Prozent, wenn Oma und Opa engagiert sind. Zum anderen profitierten die Kinder davon, und zwar sowohl von der Anwesenheit ihrer Großeltern als auch von einem Plus an mütterlicher Zufriedenheit.

Das Forscherinnenteam fordert daher, dass der Staat die Leistung der Großeltern stärker anerkennt. Sei es, indem er bessere Rahmenbedingungen dafür schafft, dass Großeltern sich um Kinder kümmern können, etwa durch eine an die Elternzeit angelehnte Großelternzeit. Sei es, indem er Großeltern, die selbst noch erwerbstätig sind, eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht.

Und noch etwas haben die Forscherinnen während ihrer zweijährigen Arbeit festgestellt: dass Kinderbetreuung durch Großeltern in der Pandemie sogar noch zugenommen habe - und das, obwohl die Älteren als vulnerable Gruppe galten und nicht so vielen Kontakten ausgesetzt sein sollten.

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