Großdemonstration in Neapel:"Die Mafia ist nicht unsterblich"

Mehr als 100.000 Menschen haben in Neapel ein Ende des organisierten Verbrechens in Italien gefordert - darunter auch der von der Mafia verfolgte Autor Roberto Saviano.

Etwa 150.000 Menschen haben am Samstag in der süditalienischen Stadt Neapel gegen die Mafia demonstriert und der Opfer des organisierten Verbrechens gedacht. Menschen aus allen Teilen des Landes hätten an dem Protestzug teilgenommen, berichteten italienische Medien.

Großdemonstration in Neapel: "La Camorra non vale niente" - die Camorra ist nichts wert: Zehntausende demonstrierten in Neapel gegen die Mafia.

"La Camorra non vale niente" - die Camorra ist nichts wert: Zehntausende demonstrierten in Neapel gegen die Mafia.

(Foto: Foto: Reuters)

Organisiert wurde die Demonstration von dem Pfarrer Don Luigi Ciotti, der mit seiner Antimafia-Bewegung "Libera" bereits seit 1995 gegen das organisierte Verbrechen kämpft.

"Die Mafia ist weder unbesiegbar noch unsterblich. Dies ist die starke Botschaft dieser Demonstration", sagte Regionspräsident, Antonio Bassolino bei der Kundgebung. Staatspräsident Giorgio Napolitano betonte in einem Telegramm die Bedeutung der Jugendlichen im Kampf gegen die Mafia.

Ähnlich äußerte sich der nationale Antimafiastaatsanwalt Pietro Grasso: "Die große Präsenz Jugendlicher aus dem ganzen Land zeigt die Existenz eines neuen Italien". Grasso warnte allerdings auch, die Augen offen zuhalten, "denn die organisierte Kriminalität mit ihrem Kapital profitiert von der aktuellen Wirtschaftskrise".

Tosenden Applaus erntete der italienische Bestsellerautor Roberto Saviano, der vor der versammelten Menschenmenge eine schier endlose Liste mit den Namen der Mafia-Opfer las. Das Auftreten Savianos, der mit seinem Buch "Gomorrha" über die neapolitanische Camorra international bekannt wurde, war bis zuletzt aus Sicherheitsgründen geheim gehalten geworden.

Der Schriftsteller lebt seit dem Erscheinen des Buches 2006 unter Polizeischutz. Das Buch wurde in 42 Sprachen übersetzt. Allein in Italien wurden bis heute etwa 1,2 Millionen Exemplare verkauft.

Die italienische Polizei hat zwar in den vergangenen Jahren einige Erfolge im Kampf gegen die Mafia errungen. Es wird aber davon ausgegangen, dass die vier größten Mafia-Organisationen des Landes - die 'Ndrangheta aus Kalabrien, die Cosa Nostra aus Sizilien, die Camorra aus Neapel und die Sacra Corona Unita aus Apulien - weiterhin einen beträchtlichen Teil der Wirtschaft unter ihrer Kontrolle haben.

Italiens Innenminister Roberto Maroni hatte jüngst geschätzt, dass allein die 'Ndrangheta als inzwischen wohl mächtigste kriminelle Organisation des Landes pro Jahr auf Einnahmen von rund 45 Milliarden Euro kommt - überwiegend durch Drogengeschäfte.

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