Großbritannien:Warum Prinz Philip doch den Lappen abgibt

Prinz Philip

Ist es wirklich schon so weit? Ja, nach 97 Jahre und einem schweren Autounfall. Es reicht Prinz Philip!

(Foto: Steve Parsons/dpa)

Nach seinem Autounfall vor drei Wochen und heftigen Diskussionen zieht der 97-Jährige doch noch Konsequenzen. Der Palast betont: Es geschah freiwillig.

Von Cathrin Kahlweit, London

Nun also doch: Prinz Philip gibt seinen Führerschein ab. Und er tut es freiwillig, wie der Palast in einer entsprechenden Pressemitteilung betont. Dabei war der Gatte der Queen bekannt dafür gewesen, wie gern er Auto fährt.

Vieles durfte er ja nicht mehr selbst tun: Als Lebensbegleiter der Königin musste er seinen Beruf aufgeben, viele seiner Hobbys, musste 70 Jahre lang im Schatten der Monarchin und gefesselt vom Protokoll gute Miene zum sicher manchmal faden Spiel machen. Der mittlerweile 97-Jährige dürfte froh gewesen sein, zumindest noch mit dem Auto auf den königlichen Ländereien und bisweilen auch noch auf öffentlichen Straßen umherdüsen zu können.

Aber auch das hat nun ein Ende. Mitte Januar hatte der Duke von Edinburgh einen Unfall mit seinem Range Rover gehabt. Er war, aus einer Seitenstraße in der Nähe des königlichen Schlosses Sandringham kommend, mit einem anderen Auto zusammengestoßen; sein Jeep hatte sich überschlagen, andere Verkehrsteilnehmer zogen den unverletzten, aber sichtlich geschockten alten Herren aus dem Wagen.

Zwei Tage später fuhr er wieder - ohne Gurt

Im anderen Fahrzeug, einem Kia, hatten zwei Frauen und ein Baby gesessen; eine der beiden Frauen brach sich ihr Handgelenk, die andere erlitt eine Schnittwunde, das Baby blieb unverletzt. Der Prinz wurde ins Krankenhaus gebracht, sehr bald aber wieder entlassen. Zwei Tage später sah man ihn bereits mit einem neuen Range Rover durch die Gegend fahren. Dabei hatte er sich nicht angeschnallt.

Die Debatte darüber, ob ein 97-Jähriger, selbst wenn es der Mann der Königin ist, noch Auto fahren soll, zumal er offenbar einfachste Regeln der Verkehrssicherheit missachtet, tobte tagelang in den englischen Blättern. Erschwerend für Philip kam hinzu, dass sich eines der beiden Unfallopfer, die Frau mit dem gebrochenen Handgelenk, öffentlich darüber beschwerte, der Duke von Edinburgh hätte es nicht einmal für nötig befunden, sich persönlich bei ihr zu entschuldigen.

Nun also will der Palast die Diskussion um Prinz Philip sowie die Frage, ob der alte Herr sich künftig nicht besser von einem Chauffeur fahren lassen sollte, beenden. Der freiwillige Verzicht auf den Führerschein ist eine Geste des guten Willens - soviel ist klar.

Die Polizei ermittelt noch

Allerdings hat die Polizei schon wissen lassen, dass die Akten zu dem Unfall vor drei Wochen trotzdem noch nicht geschlossen worden seien. Man prüfe noch, ob es ein Verfahren oder nur eine Rüge gebe, werde aber die Rückgabe des Führerscheins in die Entscheidung mit einbeziehen.

Auch in Deutschland wird seit Jahren diskutiert, ob eine Fahreignungsprüfung für Senioren eingeführt werden soll. Forscher empfehlen einen solchen Test, weil die Augen alter Menschen sich nicht mehr so schnell auf veränderte Lichtverhältnisse einstellen könnten und die Reaktionsfähigkeit abnehme. Verkehrsminister Andreas Scheuer ist dagegen. Er setzt auf die Eigenverantwortung der Fahrer.

Prinz Philip hat ihn offenbar gehört.

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