Großbritannien:Oh Boy!

Großbritannien: Es ist ein Junge: Prinz William und seine Frau Kate zeigen sich mit ihrem dritten Kind vor dem St. Mary’s Hospital.

Es ist ein Junge: Prinz William und seine Frau Kate zeigen sich mit ihrem dritten Kind vor dem St. Mary’s Hospital.

(Foto: AP)

Die Briten feiern die Geburt ihres neuen Prinzen. Der Sohn von Kate und William ist zwar nur die Nummer Fünf in der Thronfolge - aber er teilt seinen Geburtstag mit einer großen Berühmtheit. Ein Grund mehr zum Feiern.

Von Cathrin Kahlweit

Die Zeiten ändern sich. Früher wurde eine Geburt im Königshaus durch eine handgeschriebene Mitteilung auf einer Staffelei vor dem Buckingham Palace bekanntgemacht. Heute tut es, für den Anfang zumindest, ein profaner Tweet, bevor man sich an das über Jahrhunderte eingeübte Protokoll hält: Die Queen und die engere Familie werden informiert, die Geburtsnachricht wird am Palast ausgestellt und das ganze Commonwealth mit der frohen Botschaft beglückt, Salutschüsse werden abgegeben, Flaggen gehisst. Jetzt aber geht die Nachricht blitzschnell in die Welt hinaus: "Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Cambridge hat heute um 11.01 einen gesunden Sohn entbunden." Ihr Mann sei anwesend gewesen, das Kind wiege knappe vier Kilo, und allen Beteiligten gehe es gut.

Die Freude im Land ist immens, die Fans vor dem St. Mary's Krankenhaus in Paddington, die bis zu zwei Wochen vor der Klinik gecampt hatten, freuen sich, nachdem sie ausgiebig gejubelt haben, wieder auf ein anständiges Bett, und die Buchmacher freuen sich auch: Sie sammeln mit jeder Geburt eines Mitglieds der Royals viel Geld zu der Frage ein, wie das Kind heißen soll. Derzeit liegt der Name Arthur gut im Rennen, aber auch Frederick, James und Philip werden Chancen eingeräumt. Gewettet worden war, wie es im Königreich üblich ist, natürlich vorher auch auf den Geburtstermin, die Dauer des Geburtsvorgangs und das Geschlecht des Kindes.

Am Montagmorgen war bekannt geworden, dass Kate mit Wehen ins Krankenhaus gebracht worden war, und ganz Großbritannien befand sich von dieser Minute an im Wartestand. Vor dem Krankenhaus bezogen Dutzende Kameraleute ihre Positionen, ein selbst ernannter Stadtschreier in historischer Montur lief sich warm, und viele sehr seltsam gekleidete Menschen gerieten schon mal vorab in Ekstase: jene in britische Flaggen und schrille Kostüme gehüllten Hardcore-Monarchisten, die jedes Ereignis im Königshaus, mit Vorliebe aber natürlich die freudigen, mit Pomp, Duck und Circumstance, also mit allen Ehren und viel Lärm begehen.

Da knallten Champagnerkorken, da wurde die Nationalhymne abgesungen, da fielen sich Fremde in die Arme. Zwar war die Aufregung nicht mehr so groß wie beim dritten in der Thronfolge, Prinz George, dem Erstgeborenen von Kate und William, und auch weniger groß als bei der vierten, Prinzessin Charlotte. Aber Prinz ist Prinz, und auch die Ankunft des fünften Kandidaten in der Thronfolge will gebühren gefeiert sein. Natürlich gratulierten die Uroma, also die Queen, und der Opa, also Charles, und außerdem die Premierministerin, der Erzbischof von Canterbury, und das ganze Land. Und alle Shakespeare-Fans gratulierten auch, denn der Geburtstag des kleinen Königskindes ist auch der (mutmaßliche) Geburtstag des großen Nationalschriftstellers. Mutter und Vater und Kind verließen schon am frühen Abend die Klinik und fuhren in Richtung Kensington-Palast davon.

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