Tote bei Bränden in Griechenland:Tsipras verkündet dreitägige Staatstrauer

Lesezeit: 3 min

  • In der Umgebung der griechischen Hauptstadt Athen sind zwei Waldbrände außer Kontrolle geraten.
  • Die Feuerwehr spricht von mindestens 74 Toten und mehr als 180 Verletzten. Ganze Familien sollen unter den Opfern sein.
  • In der Region haben viele Athener ihre Ferienwohnungen. Tausende Menschen flohen aus der Gegend.
  • In den vergangenen Tagen hatten in Griechenland Temperaturen von um die 40 Grad und Windböen der Stärke sieben die Flammen immer wieder angefacht.

Die außer Kontrolle geratenen Waldbrände nahe Athen haben Dutzende Menschen das Leben gekostet. Offiziell spricht die Feuerwehr derzeit von mindestens 74 Toten und 187 Verletzten, darunter 23 Kinder. Elf Menschen hätten lebensbedrohliche Verbrennungen erlitten, sagte Regierungsspecher Dimitris Tzanakopoulos.

Die Zahl der Todesopfer könnte in den kommenden Tagen noch weiter steigen: "Rettungsmannschaften gehen von Haus zu Haus und suchen nach Opfern", sagte der Bürgermeister der massiv betroffenen Stadt Rafina, Vangelis Bournos, dem griechischen Nachrichtensender Skai. Allein in dem bei Athenern beliebten Badeort sollen die Flammen etwa 1200 Häuser zerstört haben.

Feuer nahe Athen
:Die Stille nach dem Brand

Die Lage in Griechenland hat sich beruhigt, nun suchen Rettungskräfte nach Vermissten, Bewohner stehen in den Trümmern ihrer Existenz. Bilder der Katastrophe.

Als Reaktion auf die Waldbrände hat Ministerpräsident Alexis Tsipras eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. "Heute trauert Griechenland, und im Gedenken an diejenigen, die wir verloren haben, verkünden wir eine dreitägige Trauerperiode", sagte Tsipras. An die Überlebenden gewandt sagte er: "Keiner soll ohne Hilfe bleiben - und nichts bleibt ohne Antworten."

Die Feuerwehr warnte, dass die Flammen immer noch nicht ganz unter Kontrolle seien, auch wenn sie sich dank nachlassender Winde nur noch langsam ausbreiteten. Fernsehreporter vor Ort meldeten, dass in verschiedenen Orten östlich von Athen immer neue verkohlte Leichen entdeckt würden. Skai berichtete, in einem Haus seien die Leichen von zwei Frauen und ihren Kindern gefunden worden. "Die Frauen hatten ihre Kinder in ihrer Verzweiflung umarmt, um sie vor den Flammen zu schützen", sagte ein Reporter des Senders. Auch die Leiche eines weiteren Kleinkindes sei entdeckt worden. Informationen über ausländische Touristen unter den Opfern lagen zunächst nicht vor.

In Rafina drangen die Flammen bis in den Stadtkern vor. "Wir hatten Pech. Der Wind hat gedreht und ist mit solcher Wucht auf uns zugekommen, dass er das Küstengebiet innerhalb von Minuten verwüstet hat", so Bürgermeister Buornos. Tausende Menschen flohen aus der Region. Hunderte retteten sich vor den Flammen ins Meer. Stundenlang zogen Fischer und vorbeifahrende Schiffe die Menschen aus den Fluten. Viele harrten noch am Dienstag auf steilen Küstenabschnitten aus. Im Hafen von Rafina zeigten verzweifelte Angehörige Fotos ihrer Verwandten und fragten Passanten, ob sie sie gesehen hätten.

Die Feuer waren so gewaltig, dass Rauchwolken über Athen hingen und die Sonne verdunkelten. Im Großraum der griechischen Hauptstadt wurde der Notstand ausgerufen. In den betroffenen Regionen haben Tausende Athener ihre Ferienwohnungen. Mehrere Bürgermeister schilderten Reportern, dass allein im Osten Athens mehr als 200 Häuser und Hunderte Autos zerstört oder beschädigt worden seien. Unter den Opfern seien ganze Familien.

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Das schlimmste Szenario sei eingetreten, sagte der Chef des griechischen Zivilschutzes, Giannis Kapakis, im Fernsehen. Die Flammen wüteten in einem dicht mit Pinien bewaldeten Gebiet. Mehrere Kinder-Zeltlager mussten evakuiert werden. Strom, Telefon und Internet fielen in einigen Regionen aus. Wegen der starken Rauchbildung wurden die Autobahn und die Bahnstrecke zwischen Athen und Korinth gesperrt. "Man konnte nicht atmen. Es war schrecklich", sagte ein Mann im Staatsfernsehen.

"Wir tun alles Menschenmögliche, um diesen Bränden zu begegnen. Uns besorgt, dass mehrere Feuer gleichzeitig auftreten", sagte Ministerpräsident Alexis Tsipras am Rande eines Besuchs in Bosnien-Herzegowina. Er brach seine Reise vorzeitig ab, um eine Krisensitzung einzuberufen. Danach sagte er, mehr als 600 Feuerwehrleute und 300 Fahrzeuge seien im Einsatz. "Meine Gedanken sind bei den Menschen und den Einsatzkräften", sagte Tsipras dem griechischen Fernsehsender ERT. Er äußerte den Verdacht, dass Brandstifter hinter den Feuern stecken könnten. Auch einige Behördenvertreter erklärten, es sei seltsam, dass viele Großbrände gleichzeitig ausgebrochen seien.

Der Premier ordnete an, Feuerwehren anderer Regionen sowie das Militär nach Athen zu schicken, wie das Staatsradio berichtete. Zudem bat Griechenland andere Länder der EU um Hilfe.

Der erste Brand war in einem Pinienwald in der Nähe von Kineta ausgebrochen, einer Ortschaft etwa 50 Kilometer westlich von Athen. Der zweite wütet seit Montagnachmittag in der Region Penteli nordöstlich der Hauptstadt. Auch auf der Ferieninsel Kreta brennt es. Die Feuerwehr dort teilte mit, Ackerland und Waldflächen stünden in Flammen.

Das Auswärtige Amt rät Griechenland-Reisenden, die betroffenen Gebiete östlich der Hauptstadt Athen nahe der Hafenstadt Rafina zu meiden.

© SZ.de/dpa/AFP/AP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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