Am Dienstagmorgen wurde bekannt, dass es ein erstes Todesopfer der Brände in Griechenland gibt. Medienberichten zufolge fanden Feuerwehrleute die Leiche einer Frau in einem Fabrikgebäude im Nordosten von Athen, das vollständig abgebrannt war.
Im Kampf gegen den riesigen Waldbrand dort hatte die griechische Feuerwehr zuvor leichte Fortschritte erzielt. Inzwischen gebe es keine zusammenhängende Flammenwand mehr, sondern vielmehr eine Reihe kleinerer aktiver Brandherde, wurde ein Feuerwehrsprecher in der Nacht von der griechischen Nachrichtenagentur ANA zitiert. Der Großeinsatz gegen die Ausbreitung des riesigen Flammenmeers gehe derweil weiter. Es gebe immer wieder neue Ausbrüche, auch solle der Wind im Laufe des Tages erneut auffrischen.
Es ist der bislang größte Waldbrand in Griechenland in diesem Jahr, allein bis zum Montagmittag entstanden laut Feuerwehr 40 neue Brandherde. Die gewaltigen Brände in der Region nahmen am Sonntag ihren Lauf, mittlerweile toben sie auf einer Fläche von etwa 200 Quadratkilometern.
Am Montagnachmittag erreichte das Feuer im Nordosten von Athen die Vorstädte Vrilissia und Penteli, wie Fernsehbilder zeigten. Es sei das erste Mal, dass ein Großbrand so nah an die griechische Hauptstadt gelange, sagten Fachleute im Fernsehen. Die Entfernung der Flammen vom Stadtzentrum betrug am Nachmittag noch etwa elf Kilometer Luftlinie.
Hilfe aus anderen EU-Staaten
Die griechische Regierung hatte am Montagabend um die Aktivierung des EU-Katastrophenschutzes gebeten. Medienberichten zufolge soll ein erster Hubschrauber aus Frankreich bereits ankommen sein. Italien will zwei Löschflugzeuge schicken. Aus Tschechien sind 75 Feuerwehrleute mit 25 Fahrzeugen auf dem Weg. Ein Team aus der Republik Moldau ist bereits vor Ort, die Türkei hat ebenfalls Hilfe angeboten. Auch mit Unterstützung aus Spanien wird gerechnet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte auf X: „Wir stehen Griechenland im Kampf gegen die verheerenden Brände bei.“
Die griechische Feuerwehr konnte die Feuer bisher nicht stoppen. Obwohl binnen Minuten das erste Löschflugzeug im Einsatz war, sei das Feuer wegen der stürmischen Winde schnell völlig außer Kontrolle geraten, sagte Bürgerschutzminister Vassilis Kikilias. Die Einwohner von zwölf Ortschaften seien per SMS aufgerufen worden, ihre Häuser in der Region um Marathon und Penteli zu verlassen, teilte ein Sprecher der Feuerwehr im griechischen Rundfunk mit. Seit Tagesanbruch seien dort Löschflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz. Brände gab es nun auch in dem Dorf Grammatiko und dem Küstenort Nea Makri. Nach Angaben eines Vertreters der Feuerwehr hat das Feuer zudem den Berg Pendeli erreicht.
Regierungschef Mitsotakis unterbricht seinen Urlaub
Griechischen Medien zufolge wurden zahlreiche Menschen nach Angaben des Rettungsdienstes mit Atemwegsbeschwerden in Krankenhäuser gebracht. Allerdings mussten auch zwei Kliniken evakuiert werden, wie die Regierung mitteilte. Auch zwei Feuerwehrmänner wurden durch Verbrennungen verletzt. Starke Winde erschweren derzeit die Arbeit der Löschkräfte, außerdem sei die Situation wegen der zuletzt anhaltenden Dürre und des unwegsamen Geländes herausfordernd, sagte Bürgerschutzminister Kikilias.
Wegen der starken Rauchbildung lag stundenlang eine dichte graubraune Wolke über Athen. Die Rauchschwaden erreichten auch die Halbinsel Peloponnes, wie Anwohner berichteten und auf Satellitenbildern zu sehen war. Für die vor den Flammen flüchtenden Menschen öffnete die Regierung laut Behörden die Anlagen des Olympiastadions im Norden Athens und andere Sporthallen. Auch Hotels stellten Zimmer zur Verfügung, wie der Verband der Hoteliers mitteilte. Touristische Einrichtungen sind bislang nicht bedroht, berichteten übereinstimmend Reporter vor Ort. Zahlreiche Einwohner blieben den Angaben nach in ihren Häusern und kämpften mit Gartenschläuchen gegen die Flammen an.
Wegen der Entwicklung unterbrach der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis seinen Urlaub und kehrte nach Athen zurück, wie ein Regierungssprecher mitteilte.
In der Region um Athen und in weiten Teilen Mittelgriechenlands herrscht nach Angaben des Zivilschutzes die höchste Stufe der Brandgefahr.
Auch in den kommenden Tagen dürfte die Lage äußerst kritisch bleiben, teilte der Zivilschutz mit. In den meisten Regionen Griechenlands hat es seit Monaten nicht mehr richtig geregnet. Meteorologen und Zivilschutz hatten in den vergangenen Tagen immer wieder gewarnt: Wegen der extremen Trockenheit und der starken Winde, die derzeit rund um die Ägäis wehen, könne sich jeder kleine Brand binnen Minuten zu einem Großfeuer ausweiten.