Greyhound-Mord:"Ein Befehl Gottes"

Ein Kanadier hat einen Mann enthauptet und teils verspeist, weil er glaubte, sein Opfer sei die "Macht des Bösen". Jetzt hat ein Gericht ihn für nicht straffähig erklärt.

B. Calonego, Vancouver

Der Kanadier Vince Li, der in einem Greyhound-Bus einen Mitpassagier erstach, köpfte und einige Körper-teile aß, glaubte auf Gottes Befehl zu handeln. Das erklärte der Psychiater Stanley Yaren im Prozess gegen Li, einen vor acht Jahren nach Kanada eingewanderten Chinesen. Nach Aussagen des Psychiaters litt der 40-jährige Zeitungsausträger an Schizophrenie und glaubte, sein Opfer sei die "Macht des Bösen", die ihm nach dem Leben trachte.

Greyhound Li; AP

Vincent Li: Aus Angst sein Opfer enthauptet?

(Foto: Foto: AP)

Nachdem Li auf den im Bus neben ihm sitzenden 22-jährigen Tim McLean, einen Jahrmarktarbeiter, eingestochen hatte, wollte er nach Einschätzung des Psychiaters den Ermordeten aus Angst enthaupten und zerlegen, weil sonst der junge Mann wieder hätte zum Leben erwachen und Li umbringen können. Lis Anwälte argumentieren, der Angeklagte sei geisteskrank. Am Donnerstag erklärte das Gericht den Angeklagten für nicht straffähig. Li steht damit nun statt einer Gefängnisstrafe die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt bevor.

Die Familie des Opfers reagierte empört. Der Richterspruch bedeute, dass Li ungestraft davonkomme. "Da geht es immer noch um einen Mord, der da begangen worden ist", sagte die Mutter, Carol deDelley. Li selbst verfolgte den Prozess regungslos.

Schon früher hatte er ein merkwürdiges Verhalten an den Tag gelegt. Einmal griff ihn die Polizei am Rand der Autobahn auf, als er auf Befehl Gottes "der Sonne folgen" wollte. Im Juli 2008 dann überfiel Li den im Bus dösenden Tim McLean ohne Vorwarnung mit einem Messer. Das Opfer wehrte sich vergeblich. Als der Bus am Straßenrand hielt, konnten die anderen 36 Passagiere den Bus in der Nähe der Stadt Portage-La-Prairie in der Provinz Manitoba verlassen.

Die herbeigerufene Polizei musste mitansehen, wie der im Bus eingeschlossene Li den Kopf seines Opfers herumtrug. Nach Angaben der Polizei fand man später überall im Bus Körperteile in Plastikbeuteln. Da die beiden Augen und ein Teil des Herzens des Opfers nie gefunden wurden, geht man davon aus, dass der Angeklagte die Teile aß. Nase, Ohr und Zunge wurden in Lis Jackentaschen gefunden. Richter John Scurfield sprach im Prozess am Donnerstag von einer "barbarischen und grotesken Tat".

Laut einem vor dem Gericht verlesenen Bericht entschuldigte sich Li bei der Polizei, als er verhaftet wurde: "Ich bin schuldig, bitte töten Sie mich." Bevor er auf die Busreise ging, hatte er seinen Besitz teils verkauft, teils verbrannt und nach Angaben des Gerichts einen Abschiedsbrief an seine geschiedene Frau in Edmonton geschrieben. Der Inhalt lautet: "Ich bin weg. Suche mich nicht. Ich wollte, du wärst glücklich."

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