Amoklauf in GrazSuche nach Tatmotiv geht weiter

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Am Abend nach der Tat gedenken Menschen in Graz der Opfer des Amoklaufs.
Am Abend nach der Tat gedenken Menschen in Graz der Opfer des Amoklaufs. (Foto: Georg Hochmuth/AFP)

Am Abend erliegt eine Frau ihren schweren Verletzungen, die Zahl der Toten steigt damit auf elf. Die Ermittler finden im Haus des Schützen einen Abschiedsbrief und eine nicht funktionsfähige Rohrbombe.

Einen Tag nach dem Amoklauf in Graz suchen die Ermittler noch nach dem Motiv für die Tat. Am Dienstag hatte ein 21-jähriger Mann in seiner ehemaligen Schule das Feuer eröffnet und neun Menschen – sechs Mädchen und drei Jungen – sowie sich selbst erschossen. Außerdem verletzte er eine Frau so schwer, dass sie am Abend im Krankenhaus starb. Die elf weiteren Verletzten sind inzwischen in einem stabilen Zustand, teilte der Krankenhausbetreiber Kages mit.

Bei einer Hausdurchsuchung sei ein Abschiedsbrief des Täters gefunden worden, teilte Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, im ORF mit. Dieser habe in schriftlicher und digitaler Form vorgelegen, enthalte aber keine Hinweise darauf, warum der Mann den Amoklauf beging. Außerdem wurde nach Angaben eines Polizeisprechers eine nicht funktionsfähige Rohrbombe und Pläne für einen Sprengstoffanschlag gefunden. Diese Pläne seien offenbar verworfen worden.

Sicherheitsdirektor Ruf sagte zudem, der Täter habe eine Schrotflinte und eine Faustfeuerwaffe besessen und beide Waffen „hat er zum Einsatz gebracht“. Sie seien auch am Tatort gefunden worden. Für eine Schusswaffe der Kategorie B werde eine Waffenbesitzkarte benötigt, dazu müsse man auch ein psychologisches Gutachten vorlegen und die sichere Handhabung der Waffe nachweisen. „Offenbar hat er die Voraussetzungen besessen, sonst wäre er nicht legal an diese Schusswaffe gelangt“, sagte Ruf.

Um zehn Uhr soll es eine Schweigeminute geben

Das österreichische Waffenrecht sei streng. Man werde sich diesen Fall ansehen und wenn es Lücken gebe, gehörten diese geschlossen. „Wir wissen, dass der Täter in diesem Fall die rechtliche Notwendigkeit des Besitzes nachweisen muss und da reicht eine Aussage, wie zum Beispiel, dass man sich in den eigenen vier Wänden verteidigen will.“ Allerdings dürfe man diese Waffe mit einer Waffenbesitzkarte nicht führen, wie es der Täter gemacht habe. „Man darf sie zu Hause aufbewahren.“

Neben dem Motiv sind viele weitere Details unklar. So auch die Identität der Opfer. Die Polizei hat bisher nur sieben weibliche und drei männliche Opfer bestätigt. Unter ihnen soll auch ein Lehrer sein.

Am Mittwoch gedachte Österreich der Opfer des Amoklaufs. Um zehn Uhr gab es eine landesweite Gedenkminute. Zu dieser Uhrzeit waren am Mittwoch die ersten Notrufe aus der Schule eingegangen. Die Schweigeminute war Teil der dreitägigen Staatstrauer, die Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) verkündet hatte. Wegen der Tat wurden zahlreiche Veranstaltungen abgesagt, so etwa der Bundesparteitag der FPÖ sowie ein Landesparteitag der ÖVP.

Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie Hilfe in Notsituationen brauchen, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern.

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SZ PlusVon Verena Mayer

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