Grausames Geschäft:Auf den Spuren der Welpenmafia

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Woher stammen die angeblichen Rassehunde unterm Weihnachtsbaum, wurden sie artgerecht gezüchtet? Vielen ist vor allem wichtig, dass sie billig sind.

(Foto: imago/Westend61)

Vor Weihnachten boomt das Millionengeschäft mit Welpen, die illegal nach Westeuropa geschleust wurden. Doch viele von ihnen sterben schon vorher.

Von Renate Meinhof

Abseits liegt das Haus, nah ist der Wald und Einblick kaum möglich. Hunde sprangen am Zaun entlang, scharfe Hunde, ein Schutz gegen alle, die sich nähern wollten. Für Roman G. aber öffnete sich dieses Tor immer wieder ganz von allein, denn er brachte Ware, lebende Ware.

Er kam mit dem Auto voller Welpen aus Polen. Labradore und Chihuahuas, Golden Retriever und Französische Bulldoggen. Seit Mittwoch laufen in Kreuztal im Siegerland keine Hunde mehr im Hof herum. Ihre Besitzer sind in Untersuchungshaft, und Roman G. kann ruhiger schlafen. Er hat Angst. Mit Welpen hat er gehandelt. Er ist Beschuldigter in einem Verfahren, das gerade erst beginnt. Es geht um bandenmäßigen Betrug im Zusammenhang mit dem Verkauf von Tieren, die aus so genannten Vermehrerstationen in Osteuropa kommen.

Die meisten Hunde sind verwurmt und krank, viele sterben

Unter katastrophalen Bedingungen werden sie in Polen, Ungarn oder Tschechien geboren: in Verschlägen, Kellern, Containern oder alten Viehställen, um dann illegal nach Deutschland und in andere Länder Westeuropas geschleust zu werden. Es geht um den schnellen Profit. Viel zu früh trennt man sie deshalb vom Muttertier. Die meisten Hunde sind verwurmt und krank, haben Erbschäden, und viele sterben.

Die Hundezucht aus dem Siegerland, so erzählt es Roman G., hat die Welpen aus Polen als Tiere aus ihrer Zucht im Internet angeboten. Über Jahre ging das gut. Als am Mittwoch 60 Beamte der Soko "Chip" aus Hagen das Anwesen betraten, fanden sie 108 Hunde, sie fanden tote Welpen und ein totes Muttertier. Roman G. ist ausgestiegen, aber sein Wissen um die Händlerstrukturen im Ausland wird für die Hagener Ermittler von Nutzen sein.

Billig sollen die Hunde sein. Die Nachfrage endet nie

Und die Rolle der Käufer? Billig sollen die Hunde sein, das vor allem. Ein paar Klicks auf dem Smartphone, und jeder kann die Preise vergleichen. Das Geschäft mit den Welpen läuft nur, weil die Nachfrage nie endet. Auch der polnische Tierrechtler Grzegorz Bielawski, der etliche solcher Vermehrerstationen aufgespürt hat, wird erzählen, wer am Ende den Preis zu zahlen hat."

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