Gran Canaria:"Anschlag auf das grüne Herz der Insel"

Auf Spaniens Urlaubsinsel Gran Canaria gerät ein Waldbrand außer Kontrolle. Ein Gebiet von mehr als 6000 Hektar Fläche steht inzwischen in Flammen.

Auf der spanischen Urlaubsinsel Gran Canaria ist ein Waldbrand außer Kontrolle geraten. Mehr als 9000 Menschen, so schreibt die spanische Zeitung El País, mussten von den Behörden in Sicherheit gebracht werden; einige Hundert von ihnen verbrachten die Nacht auf Montag in Notunterkünften.

Inzwischen sei ein Gebiet von mehr als 6000 Hektar betroffen, an einigen Stellen schlügen die Flammen mehr als 50 Meter in die Luft. Der Präsident der Kanarischen Inseln, Ángel Víctor Torres, sprach von einem "extrem aggressiven" Feuer. Das heiße Wetter mit Temperaturen bis zu 36 Grad und die niedrige Luftfeuchtigkeit erschwerten die Löscharbeiten. Hinzu kämen starke Windverlagerungen, so dass Glut in die Luft gefegt würde und ständig weitere Brandherde entstünden.

Ausgebrochen war das Feuer am Samstagabend nahe des Ortes Valleseco im Norden der Insel. Von dort hat es sich nach Angaben der Behörden in zwei Richtungen ausgebreitet. Bedroht sind auch die einzigartigen Kiefernwälder im Naturpark Tamadaba, einer fast unberührten Landschaft, die in einem Unesco-Biosphärenreservat liegt. Das Portal Canarias7 sprach von einer Umweltkatastrophe und "einem Anschlag auf das grüne Herz der Insel".

Die Zahl der Feuerwehrleute wurde am Montag mehr als verdoppelt, von 600 auf 1300. Einige von ihnen kamen vom spanischen Festland. Außerdem waren zahlreiche Löschflugzeuge und -hubschrauber im Einsatz. Allein am Sonntag seien 800 000 Liter Wasser versprüht worden. Den Feuerwehrleuten stand auch eine moderne Drohne zur Verfügung, mit der die Brandherde vor allem nachts überwacht werden können. Der Einsatz ist kompliziert, denn das bergige Gelände ist teilweise nur schwer zugänglich. Etwa zwei Dutzend Straßen mussten wegen des Feuers gesperrt werden. Für Touristen an den Badestränden der Vulkaninsel, die jedes Jahr von etwa 4,5 Millionen Urlaubern besucht wird, hatte das Feuer bisher allerdings keine negativen Auswirkungen.

"Wir wollen, dass dies ohne Verluste endet"

Wie der Regionalpräsident der Kanaren sagte, könnte es nötig werden, als Vorsichtsmaßnahme weitere Ortschaften zu evakuieren, die in der Nähe des Feuers liegen. "Wir wollen, dass dies ohne Verluste endet", sagte Torres. Die Feuerwehr versuchte am Montag den Waldbrand vor allem an jenen Stellen einzudämmen, an denen Häuser gefährdet waren. Bereits vor einer Woche war in der gleichen Bergregion rund um die Gemeinden Tejeda und Artenara zu einem Waldbrand gekommen, bei dem 1500 Hektar verbrannt sind.

Der spanische Landwirtschaftsminister Luis Planas reiste nach Gran Canaria und beriet sich mit den lokalen Behörden. In den vergangenen Jahren habe es nur selten einen derart großen Einsatz gegeben, sagte Planas. Die Zentralregierung hat zugesagt, der Insel bei der Aufarbeitung der Brandfolgen zu helfen. Am Sonntag schalte sich sogar der spanische König Felipe ein; er telefonierte mit Regionalpräsident Torres und erkundigte sich nach dem Fortgang der Löscharbeiten. Zeitungen zitieren Antonio Morales, den Chef der Inselregierung, mit den Worten, die Ursache des Feuers sei möglicherweise Brandstiftung. Einen Beweis dafür gibt es aber bislang nicht.

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