Gleichberechtigung:Frauen in Saudi-Arabien dürfen erstmals ins Stadion

Zaghafte Reform: Am 87. Nationalfeiertag der Golfmonarchie waren zum ersten Mal Frauen zu den offiziellen Feierlichkeiten eingeladen. Selbst zum Stadion fahren durften sie nicht.

Von Felicitas Kock

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Es ist ein Anblick, den es so noch nicht gegeben hat: Erstmals durften an diesem Wochenende Frauen ins König-Fahd-Stadion in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Bislang waren dort - wie auch in anderen Stadien im ganzen Land - nur Männer zugelassen. Anlässlich des 87. Nationalfeiertags hat das streng konservative Königreich die Regelung nun gelockert.

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Frei bewegen durften sich die Besucherinnen allerdings nicht: Auf der 40 000 Plätze fassenden Tribüne gab es für sie einen abgetrennten Familien-Bereich. Von dort sahen die Frauen am Samstagabend eine Operette und allerhand Festliches zur Lobpreisung der Nation und des Königshauses.

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Der Stadionbesuch ist Teil der zaghaften Reformen, die der 2015 verstorbene König Abdullah angestoßen hat - und die sein Nachfolger, König Salman, nun weiterführt. So wurden unter anderem jene Gesetze gelockert, die die Vormundschaft der Männer über ihre Töchter, Schwestern und Ehefrauen festschreiben. Frauen dürfen künftig Angebote ihres Staates beanspruchen, ohne fragen zu müssen. Sie können Krankenhäuser und Universitäten besuchen oder eine Arbeit aufnehmen.

Saudi Arabia women arrive to  a rally to celebrate the 87th annual National Day of Saudi Arabia in Riyadh

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Ein Stück weit stand König Salman unter Zugzwang, nachdem sein Land im Mai in die UN-Kommission für Frauenrechte gewählt wurde. Tatsächlich liegen die Gründe für die Reformen aber tiefer. Die junge Generation ist zunehmend unzufrieden mit den rigiden Gesetzen, die tief ins Privatleben eingreifen. Und es gibt viele junge Menschen in Saudi-Arabien: 60 der Bevölkerung Prozent sind unter 30.

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Neben der strikten Geschlechtertrennung ist es auch die Ächtung von Unterhaltungsangeboten, die den Saudi-Arabern zunehmend missfällt. Es wird deshalb darüber nachgedacht, wieder Konzerte und Kinos zuzulassen, die seit den Achtzigerjahren verboten sind. Der Nationalfeiertag mit seinen Konzerten im ganzen Land könnte eine Art Zugeständnis sein.

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Auf der anderen Seite stehen radikale Kleriker, die an der besonders strengen Auslegung des Islam und den damit einhergehenden Gesetze festhalten wollen. Sie hatten es auch als "moralisches Übel" bezeichnet, dass Frauen etwa 2015 erstmals zur ohnehin eher unwichtigen Gemeinderatswahl antreten durften.

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Trotz der zaghaften Lockerungen: Das Leben von Frauen in der islamischen Monarchie ist noch immer von erheblichen Einschränkungen geprägt: Sie dürfen nach wie vor nicht Auto fahren, alleine reisen, oder sich mit Männern in der Öffentlichkeit zeigen, die nicht zur Verwandtschaft gehören. Sie müssen sich verhüllen, wenn sie das Haus verlassen, nicht alle Jobs sind für sie offen - und bei der Verteilung des Erbes werden sie gegenüber Männern benachteiligt.

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Immerhin: Ein Geistlicher, der das bestehende Fahrverbot für Frauen kürzlich mit deren angeblichem "Winzgehirn" gerechtfertigt hat, ist inzwischen von seinen religiösen Ämtern entbunden worden. In einem Video ist zu sehen, wie der Mann behauptet, die Gehirne von Frauen seien normalerweise nur halb so groß wie die von Männern. Wenn sie jedoch zum Shopping gingen, schrumpften ihre Gehirne auf sogar nur noch ein Viertel der Größe. Deshalb dürften sie keine Fahrerlaubnis erhalten. Die Äußerung hatte vor allem in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Allerdings gab es auch Stimmen aus dem erzkonservativen Lager, die sich mit dem Mann solidarisierten.

© Sz.de/feko/jps
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