Glamorama:Frauen in Hosenanzügen

Hillary Clinton gets a hug from husband Bill Clinton at the DNC convention in Philadelphia

Ein bisschen Yin, ein bisschen Yang: Hillary umarmt Bill.

(Foto: Pat Benic/ddp)

Würden nur jene Menschen Hillary Clinton wählen, die ihren neuen Hosenanzug gut finden, könnte es knapp für sie werden. Das hat sich wohl auch die Parteitagsregie gedacht.

Von Martin Zips

Hillary Clinton trägt gerne Hosenanzüge. Nicht so farbenfrohe wie Angela Merkel, aber: Hosenanzüge. Der Hosenanzug, den Clinton gerade auf dem Nominierungsparteitag getragen hat, war weiß. Donald Trump würde niemals einen weißen Hosenanzug tragen, denn in einem weißen Hosenanzug würde sein Kopf noch roter leuchten. Da sähe er ja aus wie ein brennendes Zündholz.

Auf seinem Parteitag bevorzugte Trump daher einen dunklen Herrenanzug mit roter Krawatte. Wahrscheinlich hat ihm seine Frau Melania dazu geraten. Melania - das ist eine Frau von der Sorte, die niemals weiße Hosenanzüge tragen würde.

Im November wird in den USA gewählt. Würden nur all jene Menschen Hillary Clinton ihre Stimme geben, die Frauen in weißen Hosenanzügen gut finden, man wäre sich gar nicht so sicher, ob's für Clinton reichen würde.

Genau das hat sich wohl auch die Parteitagsregie gedacht und den Soundregler noch mal voll aufgedreht, als Hillary vors Plenum trat. Es erklang der "Fight Song" von Rachel Platten. Die amerikanische Sängerin trägt meist kurzes, schulterfreies Zeugs. Was für die Zündholz-Fraktion.

Da stand Hillary Clinton also - sehr präsidiabel, aber irgendwie steif in ihrem Hosenanzug - und die Musik dazu ging so: Dubidubi, MOTION, dubidubi, EXPLOSION, dubidubi, FIRE BURNING IN MY BONES.

Das war dann schon irgendwie beeindruckend. Weil: Hosenanzug plus Powersong - damit erreichst du jeden.

Nach Clintons Rede kam ein rotköpfiger Mann zu ihr auf die Bühne und umarmte sie. Bill natürlich. Aber optisch eine eindeutige Anspielung auf Donald Trump, denn Bill trug: einen dunklen Anzug mit roter Krawatte. Ikonografische Unterwerfungsgeste quasi. Ein bisschen auch Yin und Yang.

Blöd nur, dass Lenelotte von Bothmer das alles nicht mehr mitbekommen hat. Die SPD-Abgeordnete hatte sich 1970 über den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages sehr geärgert. Richard Jaeger, damals so eine Art Donald Trump der CSU, hatte erklärt, er werde niemals einer Frau erlauben, in Hosen vor das Plenum zu treten. Weil: Politik ist Männersache und so. Da hat sich von Bothmer mal schnell einen Hosenanzug gekauft und ist - als erste Frau in der Geschichte des Deutschen Bundestages - damit ans Rednerpult getreten. Dubidubi, MOTION, dubidubi, EXPLOSION, dubidubi, FIRE BURNING IN MY BONES.

Ach, wenn's nur mehr Frauen von der Sorte gäbe. So ein bisschen Humor bläst doch jedes Zündholz aus. Gell, liebe Melanias? Daran könnt ihr euch ein Beispiel nehmen.

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