Glamorama:Angriffe auf das Antlitz

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Courteney Cox, 52, findet, dass sie nach ihren Schönheits-Operationen grauenvoll aussieht. Stimmt. Es ist eben so: Den Kampf gegen das Altern kann man nur verlieren.

Von Werner Bartens

Es gibt diese kostbare Phase zwischen den letzten Pubertätspickeln und der ersten Gehaltserhöhung, in denen vor allem die Selbstvergessenheit regiert. Man ist einfach absichtslos schön. Mal stark, mal ausgelassen überbordend, mal ungerecht und zart - ohne sich dessen bewusst zu sein. Das ist in seiner bedingungslosen Wucht ungeheuer verlockend und attraktiv. Körper und Geist bewegen sich in dieser Zeit mit stupender Eleganz. Bei den meisten Menschen zumindest, wenn sie nicht ihr Leben lang schon damit beschäftigt waren, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie von anderen gesehen werden und warum.

Dann kommt die Zeit der Nachreife, und damit beginnt oft der mühevolle Ausbau der multiplen Persönlichkeit. Schließlich merken selbst alterslose Celebrities wie Nina Ruge, Oskar Lafontaine und Alice Cooper irgendwann, dass sie sich mit zunehmendem Alter ein wenig verändern. Das Ich ist fortan aufgespalten und wird klassischerweise zum Triple: Da hätten wir zum einen denjenigen, der man sein will. Dann ist da noch derjenige, den die anderen in einem sehen - und schließlich gibt es den, der man ist.

Dass die drei Bilder übereinstimmen, kommt nur bei jenen vor, die auf den Hügeln des Glücks geboren sind - oder in einem seltenen Moment der Klarheit. Die amerikanische Hollywood-Schauspielerin Courteney Cox, 52, wollte Lippen wie Stoßstangen oder wenigstens wie Mick Jagger, eine makellose Gesichtshaut wie Biene Maja in der legendären Comic-Verfilmung, zu der Karel Gott singt - dessen hohe Wangenknochen aus Hitparadenzeiten Cox auch noch auf dem Wunschzettel hatte.

Die plastischen Operationen, all die Botoxereien und auch die anderen Attacken auf das Antlitz von Frau Cox gingen gründlich schief. Man könnte gütig sagen, dass auch die moderne Medizin nicht alles kann - oder dass Cox an einen ausgemachten Pfuscher geriet.

Doch anders als manche Kolleginnen, seien es Cher, Frau Geiss oder diese Charity-Dingsda, die - bei glatter Oberfläche - schwer mumifiziert sind, hat Cox etwas erkannt: "Manchmal versuchst du, es mit dem Älterwerden aufzunehmen", sagte sie in einer US-Show. "Und dann schaust du auf ein Bild von dir und sagst nur noch: Oh Gott, ich sehe grauenvoll aus!" Dieses Bekenntnis spricht nicht nur für eine höhere Form der Weisheit, die in der Branche sehr selten ist. Sie bietet auch die Chance, aus den vielen Persönlichkeiten wieder eine oder höchstens zwei zu machen. Das ist von großer Schönheit - und absichtslos attraktiv.

© SZ vom 27.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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