SZ-Kolumne "Bester Dinge":Seid giraffig zueinander!

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(Foto: Imago Stock&People)

Machtkämpfe unter Giraffen folgen strengen Fairness-Regeln. Ach, wenn sich doch so manches menschliche Alpha-Tier ein Beispiel an ihnen nehmen würde.

Von Julius Bretzel

Laut einem Sprichwort aus Tansania ist die Giraffe weise, weil sie weit sieht und leise ist. Die Weitsicht in der Savanne rührt bekanntermaßen vom langen Hals her, und die vornehme giraffische Zurückhaltung konnten nun auch Forscher von der Universität Manchester bestätigen, die das Konfliktverhalten der Tiere untersucht haben. Ihre Erkenntnis: Giraffen streiten sehr selten. Wenn es mal zum Kampf kommt, dann heftig - dafür fair.

Die Wissenschaftler beobachteten, dass Giraffen nur mit gleich starken Gegnern kämpfen, wenn es darum geht, die Machtverhältnisse innerhalb der Herde zu klären. Ein starkes Männchen nutzt also nicht die Schwäche eines anderen aus. Und es wird noch ehrenhafter: Giraffen respektieren die kämpferischen Vorlieben ihrer Gegner. Ähnlich wie bei Links- und Rechtshändern holen die Tiere beim Aneinanderschlagen der Hörner lieber von rechts oder von links aus. Im Duell stehen sich sozusagen immer nur Links- und Rechtshalser gegenüber. Für einen fairen Kampf sorgen manchmal auch Schiedsrichter: Ältere und erfahrene Giraffenmännchen kontrollieren den Streit und verhindern, dass die jungen Kämpfer übermütig werden. Massenschlägereien oder Mobbing gibt es nicht.

Ach, ließen sich diese giraffischen Regeln doch auf menschliche Machtkämpfe anwenden! Wie angenehm könnten Konferenzen verlaufen, wenn im Kollegenkreis die Alpha-Tiere nur untereinander kämpften, statt auf die vermeintlich Schwächeren einzuhacken? Wenn die kämpferischen Vorlieben der Gegner respektiert, statt ausgenutzt würden? Und dann wäre da natürlich ganz abseits vom Streit noch die oberste Regel: Weitsicht haben und lieber mal schweigen.

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